Cleveland/Washington – Die Revolte gegen Donald Trump war zu Ende, bevor sie jemals beginnen konnte. Immer wieder wurde gemutmaßt und von enttäuschten Republikaner erhofft, dass die Delegiertenwahl noch keine gegessene Sache sei. Eine kleine Gruppe an Aufständischen mit dem Namen "Free the Delegates" versuchte Lücken in den Regeln zum Parteitag zu suchen, um Trumps Durchlauf in die nächste Runde zu verhindern. Ohne Erfolg, wie sich am Donnerstag herausstellte. Die Stimmen im Rules Committee der GOP Convention, jenem Gremium, das über den Ablauf des Parteitags wacht, reichten nicht aus, um das Regelwerk nachhaltig zu ändern und der Krönung Donald Trumps zum Präsidentschaftskandidaten Steine in den Weg zu legen.
Rädelsführerin der Aufständischen war Kendal Unruh, Lehrerin an einer christlichen Schule in Colorado und eines von 112 Mitgliedern des Rules Committee. Die vormalige Cruz-Unterstützerin machte ihren Namen in den Wochen vor dem Parteitag zum Programm mit dem Ziel, eine Gewissensklausel in die Abstimmungsregeln einzubauen. Diese würde es den Delegierten erlauben, im Fall von Unvereinbarkeit mit dem eigenen Gewissen nicht nach den Ergebnissen der Vorwahl abzustimmen. Ein Weg, um Trump wertvolle Delegiertenstimmen wegzunehmen.
Nur eine Minderheit war gegen Trump
Während von vornherein klar war, dass die Mehrheit der 112 Mitglieder des Rules Committee gegen die Neuregelung stimmen würde, versicherte Unruh über die vergangenen Wochen hinweg, dass sie immerhin genug Delegierte an ihrer Seite habe, um einen Minority Report einzureichen. Dieser wäre dann direkt auf dem Parteitag unter allen Delegierten zur Abstimmung gebracht worden. Letztendlich konnte Unruh jedoch nur 21 Unterstützer finden – sieben zu wenig, um etwas auszurichten. Trump twitterte unmittelbar nach der Sitzung des Komitees: "Never Trump is never more."
Dass es der Initiative an Schlagkraft fehlte, mag daran liegen, dass sich Trumps Gegner nie auf einen alternativen Kandidaten einigen konnten. Es gab kein prominentes Zugpferd, das sich vor den Wagen spannen ließ. Zusätzlich hätte eine Gewissensklausel den Prozess der Vorwahlen als solchen infrage gestellt und wohl zahlreiche Anfechtungen von Trump-Anhängern zur Folge gehabt. Im Vorfeld der Abstimmung am Samstag soll es Drohungen aus Trumps Wahlkampfteam gegen die Verfechter einer Gewissensklausel gegeben haben.
Auch wenn Kommentatoren weitgehend der Ansicht sind, dass den republikanischen Trump-Gegnern nun endgültig der Wind aus den Segeln genommen wurde, sind unerwartete Ereignisse während der Convention nicht ganz auszuschließen. Senator Mike Lee glaubt, dass gerade die Niederlage im Rules Committee eine Revolte auslösen könnte, da der Unmut so vieler Republikaner bis dato ignoriert wurde: "Wir haben aus gutem Grund einen Parteitag. Der Nominierte muss beides gewinnen, Vorwahlen und den Parteitag. Und Trump muss noch viele Delegierte überzeugen." (Teresa Eder, 17.7.2016)