Wien – In der Debatte um die inzwischen von Agnes Husslein eingestandenen Verstöße gegen Compliancerichtlinien hatten sich auch Vertreter der Kunstszene zu Wort gemeldet, die in einem "offenen Brief" die Verlängerung der Belvedere-Direktorin forderten.
In der beigefügten Namensliste schien auch Stefan Zeisler, Kreativdirektor am KHM, auf. Jedoch hat er seine Unterstützung nie bekundet, wie er den STANDARD erbost informierte. Er teile die Meinung der Initiatoren zur Person Hussleins ganz und gar nicht und forderte die Löschung seines Namens. Hier sei ein Missverständnis passiert, erklärt die Galerie Meyer Kainer auf Anfrage.
Ob das öfter der Fall gewesen sein könnte? Nein, versichert Christian Meyer. Und er fände die Aufregung lächerlich, etwa rund um das Hund-Gassigehen. Aus seiner Sicht solle Husslein dafür sogar einen Mitarbeiter bekommen, auch einen Privatjet würde er ihr zugestehen. Dazu verwehre er sich gegen die Interpretation, wonach mit "vorgestrigen Besserwissern" und "Kunstfeinden" jene gemeint seien, die für die Einhaltung von Complianceregeln stehen.
Ungelesene Passage
Ein Rundruf ergab, dass diese Passage nicht von allen gelesen wurde. Andernfalls hätten manche, die anonym bleiben wollen, ihre Unterstützung nicht bekundet. Andere bleiben dabei. Etwa Freunde und Familie im weiteren Sinn: Galeristen, Kunsthändler, Künstler, darunter solche, deren Werke laut aktuellem Kulturbericht 2015 vergangenes Jahr vom Belvedere angekauft wurden.
Als einziger Politiker scheint Sepp Schellhorn, Neos-Wirtschaftssprecher, als Unterstützer auf. Der Nationalratsabgeordnete hatte einst eine Verschärfung der Antikorruptionsbestimmungen kritisiert, als Gastronom habe er Umsatzeinbußen zu beklagen gehabt.
Die Liste ist mittlerweile um 30 Personen auf 225 Unterstützer angewachsen. Sabine Breitwieser (Museum der Moderne, Salzburg) und Hans-Peter Wipplinger (Leopold-Museum) sind derzeit die einzigen Museumsdirektoren. Wer fehlt, ist Freundin Francesca Habsburg. Eine diesbezügliche Anfrage über ihre Pressesprecherin verlief bis Redaktionsschluss ergebnislos. (Olga Kronsteiner, 17.7.2016)