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Im Uno-Sicherheitsrat gab es Widerstand durch Ägypten.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

Am Widerstand Ägyptens im Uno-Sicherheitsrat scheiterte am Samstag eine Erklärung, mit der Gewalt und Aufruhr in der Türkei hätten verurteilt werden sollen. Der ägyptische Vertreter weigerte sich, die Formulierung zu unterschreiben, alle Parteien müssten "die demokratisch gewählte Regierung der Türkei respektieren".

Ägypten führte zur Begründung an, der Sicherheitsrat sei nicht in der Lage zu bestimmen, ob eine Regierung demokratisch gewählt sei. Sicherheitsratserklärungen müssen von allen 15 Mitgliedern – Ägypten ist derzeit eines der zehn nicht ständigen – im Konsens verabschiedet werden.

Gestörte Beziehungen

Seit der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Morsi im Sommer 2013 sind die Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei, wo viele Muslimbrüder im Exil leben, schwer gestört. Von diesen Spannungen geprägt war auch die "Berichterstattung" in Ägyptens Medien, wo mehrere Zeitungen die Machtübernahme der Armee und den Sturz Erdoğans als vollzogen darstellten und nachher teilweise zur Einschätzung des Putschversuches als "Farce" umschwenkten.

Ein bekannter Exgeneral sagte im Interview, er erwarte einen weiteren Putsch in der Türkei, weil die Armee tief gespalten sei. Von Präsident Abdelfattah al-Sisi, der beim Gipfel der Afrikanischen Union in Kigali weilt, gab es keine Stellungnahme.

Gratulationen von überall

Diese Haltung steht ganz im Gegensatz zu den vielen Solidaritätsbekundungen für Erdoğan aus dem Nahen Osten, allen voran aus Katar, dem engsten Verbündeten in der Golfregion. Der Emir von Katar hat Erdoğan angerufen, um ihm für die Unterstützung durch das Volk gegen den Putschversuch zu gratulieren. Saudi-Arabien hat zur Rückkehr zur Normalität unter der Führung des Präsidenten und der gewählten Regierung gratuliert.

Auch der Iran stimmte in diesen Chor ein. Israel hat seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Versöhnungsprozess zwischen den beiden Ländern weitergeführt werde.

Kommentatoren und Analytiker in den Blättern der Region waren sich einig, dass Erdoğan nach dem gescheiterten Putschversuch kurzfristig innenpolitisch gestärkt dasteht. Betont wurde aber auch, dass der Sieg vor allem den Türken gebühre, die den letzten Rest an Demokratie verteidigen wollten. Das Interesse galt aber vor allem den Auswirkungen für die Region, die nach einhelliger Meinung noch lange zu spüren sein werden.

Ungünstiger Zeitpunkt

Der Putschversuch hätte nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können, befand ein Strategieexperte, jetzt, da sich der Kampf gegen den "Islamischen Staat" und die Versuche, den Syrien-Konflikt diplomatisch zu lösen, in einer kritischen Phase befinden würden. Saudi-Arabien und die arabischen Staaten könnten zudem daraus die Lehre ziehen, dass dies das Ende der militärischen Abenteuer sei. Dieser Putsch sei vor allem auch an der Globalisierung und an der Verbreitung der sozialen Medien gescheitert und werde schon deshalb in die Geschichtsbücher eingehen, lautet ein anderes Fazit. (Astrid Frefel aus Kairo, 17.7.2016)