Nicht nur Liebe wird vererbt, auch schlechte Veranlagungen wie zum Beispiel die Liebe zu Junk Food wird über zwei Generationen hinweg weitergegeben.

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Lange Zeit dachte man, allein die Mütter seien ein entscheidender Faktor, wenn es um die Fettleibigkeit geht. Der Gedanke liegt nahe: In den neun Monaten einer Schwangerschaft werden Ernährungsmuster schon im Mutterleib an das Kind weitergegeben, das wiederum prägt den Stoffwechsel.

Mitnichten. Wie eine australische Studie zeigt, werden die Anlagen für Adipositas auch von den Vätern weitergegeben. Wissenschafter am Victor-Chang-Institut und dem Garvan-Institut in Sydney (Australien) konnten im Tiermodell zeigen, dass männliche Mäuse, die bei der Zeugung übergewichtig sind, ihre Nachkommen einem erheblichen Risiko aussetzen, ebenfalls dick zu werden. Zudem ist das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes erhöht – nicht nur Söhne, sondern auch Enkelsöhne können davon beeinflusst sein.

"Wir haben drei Generationen untersucht", berichtet Catherine Suter vom Victor-Chang-Institut, eine der Hauptautorinnen der Studie, die in der Fachzeitschrift "Molecular Metabolism" veröffentlicht wurde. Die erste Generation der Nachkommen schien ohne Beeinträchtigung zu sein. Allerdings nur, solange sie sich gesund ernährten. Sobald sie fettreiche, hochkalorische, stark zuckerhältige Nahrung zu sich nahmen, reagierten die Mäuse der ersten Generation innerhalb weniger Wochen und entwickelten eine Fettleber oder ein prädiabetisches Syndrom mit erhöhten Glukose- und Insulinwerten.

Junk Food als Trigger

Überraschend für die Forscher war, dass diesen Effekt auch die Enkelgeneration der übergewichtigen männlichen Mäuse zeigte. Besonders erstaunlich war, dass sich die Neigung zu Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen auch dann überträgt, wenn die Väter selbst kein Junk Food gegessen hatten und bei der Zeugung nicht übergewichtig waren. Die Schlussfolgerung: Die Neigung zu Übergewicht verankert sich in den Genen so stark, dass auch die übernächste Generation die Auswirkungen spürt.

Adipositas ist insofern kein Problem, das auf die eigene Person beschränkt ist. Sie hat gesellschaftliche Auswirkungen, betonen die Forscher. "Die Menschen sollten das wissen und ihren Lebensstil verändern", so Mark Febbraio vom Garvan-Institut. Besonders wichtig sei es für Männer, die übergewichtige Väter und Großväter hatten, dass sie besonders vorsichtig in der Wahl ihres Essens sind.

"Unser Körper ist kein Mietauto, das man am Ende wieder zurückgibt", so Febbraio. Der Lebensstil beeinflusst die Gene und prägt dadurch nachfolgende Generationen. "Die eigene gesundheitliche Situation hat Auswirkung auf die Generation unserer Enkel."

Dritte Generation gerettet

Die gute Nachricht: In der Urenkelgeneration regulierte sich die Stoffwechselgeneration wieder. "In der dritten Generattion reagierte der Stoffwechsel nicht mehr auf die Reize von Junkfood. Das zeigt, dass man den Teufelskreis der metabolischen Erkrankungen brechen kann", so Suter. Veranlagung ist nicht genetisch, sie ist erworben. "Der Schaden kann rückgängig gemacht werden und ist damit reversibel", so die Forscher, die noch nicht genau wissen, wie diese multigenerationellen Phänomene vor sich gehen. Allerdings wurden bereits erste Hinweise in den Spermien gefunden. "Wir arbeiten daran, die Veränderung in der RNA der Spermazellen zu verstehen", so Febbraio. (red, 25.7.2016)