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Nach dem Putschversuch: Premierminister Binali Yıldırım inspiziert das beschädigte Parlamentsgebäude.

Foto: REUTERS/Umit Bektas

Ankara – Nach dem fehlgeschlagenen Putsch geht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit einem Kahlschlag im Bildungswesen gegen seinen im US-Exil lebenden Erzrivalen Fethullah Gülen vor. Die Regierung entzog am Dienstag zehntausenden Lehrern vor allem an Privatschulen die Lehrberechtigung, alle Dekane und Rektoren an den Universitäten sollen einem Medienbericht zufolge entlassen werden.

21.000 Lehrer an Privatschulen verloren ihre Lehrerlaubnis, 1.577 Hochschuldekane sollen gehen. Das Bildungsministerium verordnete 15.200 Mitarbeitern eine Zwangspause. Ihnen werden Verbindungen zu den Putschisten und zur Gülen-Bewegung vorgeworfen, die zahlreiche Privatschulen betreibt.

Sendelizenzen entzogen

Außerdem hat die Telekommunikationsbehörde RTÜK insgesamt 24 Radio- und Fernsehstationen die Sendelizenz entzogen. Die Behörde teilte mit, bei den Sendern sei festgestellt worden, dass sie Verbindungen zur Bewegung von Fethullah Gülen hätten, den die Türkei für den Putschversuch verantwortlich macht. Der Beschluss sei auf einer RTÜK-Sondersitzung am Dienstag in Ankara gefällt worden.

Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, beim Geheimdienst MIT seien 100 Mitarbeiter suspendiert worden. Diese hätten aber keinen Zugang zu Geheimdienstinformationen gehabt. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, im Amt des Ministerpräsidenten seien 257 Menschen suspendiert worden. Der Sender CNN Türk berichtete, die Religionsbehörde Diyanet habe 492 Mitarbeiter suspendiert. Insgesamt stieg die Zahl der Suspendierungen aus dem öffentlichen Dienst seit Niederschlagen des Putschversuches auf rund 29.000. (Reuters, APA, AFP, 19.7.2016)