38 Grad hatte es heuer in Österreich noch nicht. Doch die Zahl der Hitzetage steigt – und damit der Kühlbedarf.

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Wien – So richtig heiß war es in Österreich auch im heurigen Sommer schon mehrmals – und das belastete die Bewohner von Städten ganz besonders. Denn während brütende Tagestemperaturen in grünen, ländlichen Gefilden durch nächtliche Abkühlung unterbrochen werden, bleibt es in bebautem Gebiet mit versiegelten Böden querdurch tropisch. Nächte mit 30 Grad Lufttemperatur sind da keine Seltenheit.

Kein Wunder also, dass die Kühlung von Gebäuden in einer Stadt wie Wien immer wichtiger wird. Und dass das immer mehr Energie verschlingt. "Bis 2050 rechnen wir für Wien mit jährlich bis zu 45 Tagen mit mehr als 30 Grad. Im Vergleich zu 2005 wird dann weit mehr Energie für Kühlung als für Heizung verwendet werden", erläutert Jürgen Preiss, Experte für räumliche Entwicklung bei der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22).

Kühlen nur mit Strom allein

Konkret hat das Austrian Institute of Technology (AIT) ausgerechnet, dass in Wien aufgrund der auch im Winter steigenden Temperaturen der durchschnittliche Heizwärmebedarf im Neubau (Niedrigstenergiehaus-Standard) zwischen 2005 und 2050 von rund 19 auf rund 17 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr sinken werde. Der durchschnittliche Kühlbedarf hingegen werde von 2005 rund 17 auf 2050 über 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr steigen. Preiss: "Und um zu kühlen, ist man beim derzeitigen Stand der Technik auf Strom als Energiequelle allein angewiesen".

Daher konzentrieren sich Tipps für Wienbewohner gegen die Hitze in Wohnungen auf Maßnahmen, die ohne zusätzlichen Energiebedarf zu bewerkstelligen sind. So wird etwa zum Anbringen von Außenjalousien geraten. Diese sollen morgens geschlossen werden, um Sonnenwärme und aufgeheizte Luft zu den Temperaturspitzen draußen zu halten.

Nur mit Hausbesitzer-Okay

Laut Preiss ist diese Kühlmethode höchst effektiv. Doch leider scheitere sie vielfach bereits in der Planungsphase: "Wie bei allen baulichen Änderungen an der Außenfassade setzt das Anschrauben von Außenjalousien das Einverständnis des Hausbesitzers voraus. Viele Mieter erhalten dieses nicht", erläutert er.

Im Fall von Eigentumswohnungen wiederum müssen alle anderen Wohnungsbesitzer ihr Okay geben. So mancher verweigert dies, für Außenjalousien ebenso wie für – ebenfalls kühlend wirkende – Außenmauer- oder auch Dachbegrünungen.

Schon in der Bauordnung

Letztere Projekte werden von der Wiener Umweltschutzabteilung gefördert. Vor allem im kommunalen Wohnbau sind sie recht erfolgreich. In neu errichteten geförderten Häusern werden Kühlungsmaßnahmen laut Bauordnung bereits mitgeplant.

Eine Alternative zu den genehmigungspflichtigen Außenjalousien sind Sonnenschutzfolien sowie Jalousiemodelle, die nicht angeschraubt werden müssen. Das Problem bei diesen Lösungen: Dunkelt der Hitzeschutz die Innenräume stark ab, so erhöht dies den Stromverbrauch – weil dann bei Tag Licht aufgedreht wird.

40 bis 50 Grad

Das städtische Hitzeproblem in Wien ist dem Vernehmen nach vor allem in Gründerzeithäusern sowie in den in älteren Gemeindebauten akut. In mancher in einem oberen Stockwerk gelegenen Gründerzeitwohnung kann es in Hitzephasen zwischen 40 und 50 Grad haben: eine gesundheitsgefährdende Temperatur.

Wer dann in einer solchen Situation den Ankauf eines Kühlgeräts erwägt, wird in vielen Fällen enttäuscht. Gerade in älteren Wohnungen sind die Stromleitungen für den Betrieb solcher Geräte zu schwach. In solchen Situationen, so Preiss, gelte es, den Bewohnern Aufenthaltsalternativen zu bieten. Ein Plan etwa sehe die Aufstellung von Containern mit Beschattung und Wasseranschluss in im Sommer ungenutzten Grünräumen, etwa bei Schulen, vor. (Irene Brickner, 21.7.2016)