
53 Prozent der Österreicher würden gerne ein idyllisches Leben auf dem Land führen, U- oder S-Bahn sollen dennoch gleich um die Ecke sein.
"15 Prozent der Menschen suchen laufend nach Immobilien und beschäftigen sich mit dem Immobilienmarkt", sagt Michael Pisecky, Geschäftsführer von S-Real Immobilien und Obmann der Wiener Immobilientreuhänder. Das hat eine Umfrage auf auf wohnnet.at und sreal.at mit 6.875 Teilnehmern ergeben.
Zu neuen Ufern zieht es die Österreicher "vor allem, weil sie eine Verbesserung wollen", sagt Pisecky. 42 Prozent der Befragten gaben an, eine Qualitätssteigerung anzustreben. Ihre alte Wohnung ist ihnen zu klein, etwa weil Familienzuwachs ansteht, oder sie suchen nach einer Immobilie in einer besseren Lage.
Dass sie auf Wohnungssuche sind, weil sie weniger für ihre Wohnung zahlen wollen, gaben sechs Prozent der Befragten an. 17 Prozent suchen Immobilien, weil sie aus beruflichen oder anderen Gründen umziehen, und ebenfalls 17 Prozent wollen eine Eigentums- statt einer Mietwohnung. Viele der Befragten sehen sich auch aus Interesse am Immobilienmarkt nach Wohnungen um.
Hohe Mietquote
Mietwohnungen bis 800 Euro werden, so Pisecky, "dem Makler aus der Hand gerissen". Je weiter der Preis steigt – etwa auf 1.000 oder 1.200 Euro –, desto geringer ist die Nachfrage. Mit 44 Prozent Mietern ist Österreich europaweit nach Deutschland das Land mit der zweithöchsten Mietquote. In Wien sind es gar 80 Prozent, das Burgenland ist das Bundesland mit dem geringsten Mieteranteil. Flexibilität und Freiheit (25 Prozent) sowie die aktuelle Lebensphase (20 Prozent) und die mangelnde finanzielle Möglichkeit (21 Prozent) sind die Hauptgründe der Befragten, in Miete zu wohnen.
Der aktuelle Mangel an kleinen Wohnungen werde dadurch kompensiert, dass immer mehr WGs entstehen, sagt Pisecky. Auch Senioren, Geschiedene und Berufseinsteiger würden sich immer häufiger für diese Wohnform entscheiden.
Wer sich für das Eigentum entscheidet, hat dafür folgende Gründe: 33 Prozent wollen eine Immobilie kaufen, weil sie nicht mehr umziehen möchten, 19 Prozent als Vorsorge für das Alter, und 13 Prozent gaben an, die Immobilie als Geldanlage zu kaufen. "Wohnungen sind somit kein Gegenstand von Spekulationen", sagt Pisecky, "wer sich ein Eigentum schafft, schafft sich Freiheit."
Hohe Ansprüche
Immer größer würden die Ansprüche der Immobiliensuchenden, sagt Pisecky. "Menschen, die ein Eigentum erwerben wollen, wissen genau, was sie suchen, und suchen so lange, bis sie genau das finden."
Derzeit sei eine steigende Nachfrage nach Einfamilienhäusern zu beobachten. Das ist laut Pisecky eine Reaktion auf die hohen Wohnungspreise. "Wer schon 400.000 bis 600.000 Euro bewegen muss, überlegt sich gleich, ein Einfamilienhaus zu kaufen." Auch Baugrundstücke sind nach wie vor sehr begehrt.
Entscheidend für die Auswahl einer Immobilie sind für die Befragten die Raumaufteilung (30 Prozent), Terrasse oder Balkon (30 Prozent), die Fläche (26 Prozent), die höheren Stockwerke mit Lift (8 Prozent) und die unteren Stockwerke (6 Prozent). In jüngster Vergangenheit gebe es immer mehr Bevölkerungsgruppen, die die unteren Etagen den oberen vorziehen, sagt Pisecky.
Hohes Ruhebedürfnis
30 Prozent sagen klar, dass ihnen die Lage wichtiger ist als die Energieeffizienz ihres Zuhauses. Für 40 Prozent ist sie wichtig, aber kein Muss. Nur 30 Prozent würden eine Wohnung in guter Lage nicht mieten oder kaufen, wenn sie im Energieausweis schlechte Kennzahlen aufweist.
46 Prozent wünschen sich eine Wohnung oder ein Haus, das insgesamt sehr ruhig liegt, 30 Prozent wollen zwar im urbanen Raum leben, aber mit einem ruhigen Schlafraum. 24 Prozent ist eine zentrale Lage wichtiger, sie verzichten dafür auf Ruhe.
Der Anteil der Menschen, die gerne auf dem Land wohnen würden, liegt bei mehr als 53 Prozent. "Das ist ganz klar die österreichische Seele", sagt Pisecky, "die Menschen wollen mit extrem guter Infrastruktur – Autobahn, Schnellbahn, U-Bahn um die Ecke – in aller Ruhe ungestört wohnen." Zum Glück gebe es auch in Wien kaum Bereiche mit sehr dichter Verbauung und viele auseinandergezogene Siedlungsräume.
Die Realität entspreche also den Wünschen der Wohnungssuchenden. "Wenn man hundert Meter in einer Stadt auf der Straße geht und nicht zumindest drei Menschen auf der Straße trifft, ist es kein urbanes Gebiet", sagt Pisecky, "in Wien kann man mancherorts kilometerweit gehen, ohne jemanden zu treffen." (Bernadette Redl, 21.7.2016)