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450.000 Gratis-Kondome stehen für Athleten, Trainer und Offizielle in Rio de Janeiro bereit.

Foto: APA/EPA/ROBIN VAN LONKHUIJSEN

Rio de Janeiro/Washington – Was die Zika-Epedemie betrifft, so ist für die bevorstehenden Sommerspiele keine Entwarnung angesagt. "Wir begrüßen ausdrücklich, dass der österreichische Nationalrat zuletzt eine Reihe von Infektionen, darunter auch Zika-Virus-Infektionen, der Meldepflicht unterworfen hat", sagte am Mittwoch der Wiener Neurologe, Wolfgang Grisold, Generalsekretär der Weltföderation für Neurologie (WFN).

Erst vor kurzem hätten Zika-Experten der WFN beim Europäischen Neurologiekongress in Kopenhagen darauf hingewiesen, dass sich Europa für die zunehmende Globalisierung der Zika-Infektionen rüsten muss – auch durch eine verstärkte Überwachung und rasche Entdeckung von Erkrankungsfällen. In allen Ländern, in denen auch eine Übertragung über Stechmücken möglich ist, sollten darüber hinaus Maßnahmen zur Eindämmung der Insekten ergriffen werden. Das betreffe alle Gebiete, in denen Mücken der Gattung Aedes agypti vorkomme, sowie die auch in Europa wesentlich weiter verbreitete Aedes albopictus-Mückenart.

Nicht nur mit Medaillen zurück kommen

"In weiten Teilen Europas ist das Risiko einer Übertragung durch Mücken zumindest aus derzeitiger Sicht zwar gering. Aber es ist wichtig, die Risiken durch importierte Fälle im Auge zu behalten – zumal eine Weiterübertragung von Mensch zu Mensch auf sexuellem Weg möglich ist", wurde Grisold in einer Aussendung zitiert. Erst vor wenigen Tagen sei von der US-Gesundheitsbehörde eine Übertragung von Frau zu Mann bestätigt worden, bei den zuvor bekannt gewordenen Fällen hatten Männer Frauen angesteckt.

Der Neurologe fügte hinzu: "Wenn tausende Athletinnen und Athleten mit ihren Betreuern, Funktionären und den mitgereisten Fans aus Brasilien zurückkehren, werden sie nicht nur Medaillen mitbringen. Es ist anzunehmen, dass wir nach den Olympischen Spielen auch in Europa einen Anstieg importierter Zika-Fälle sehen werden."

"Feiern mit Kondom"

Noch ist nicht alles fertig für Olympia, aber zumindest die Gratis-Kondomautomaten sind bereits aufgestellt. Im Olympiapark in Rio de Janeiro werben besonders farbenfrohe Automaten damit, sich doch bitteschön zu Bedienen. Auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch heißt es: "Feiern mit Kondom".

Man muss einen silbernen Drehkopf betätigen und schon landet unten in der Ausgabe ein Präservativ. Sie seien aus "native Latex" gemacht, das aus dem Amazonasgebiet stamme. 450.000 Gratis-Kondome stehen für Athleten, Trainer und Offizielle bereit – ein Olympischer Rekord.

Im Schnitt 42 Verhütungsmittel

Das Angebot gilt für die Olympischen Spiele, die vom 5. bis zum 21. August stattfinden, und für die Paralympics im September. Im Schnitt sind es rund 42 Verhütungsmittel pro Bewohner im Olympischen Dorf – dreimal so viele wie bei den Spielen in London 2012.

Die "camisinhas" (Hemdchen), wie Kondome in Brasilien genannt werden, sind im Olympischen Dorf und in rund 40 Automaten erhältlich, auch im internationalen Medienzentrum. Sie werden vom Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt. Die Kondome sollen auch dem Schutz vor dem Zika-Virus dienen, das bei ungeschütztem Sex übertragen werden kann.

Zika breitet sich weiter aus

Viele Menschen seien immer noch der Meinung, dass wegen Zika nur Schwangere besorgt sein müssten. Wie Studien zeigten sind die schweren Missbildungen beim Fötus, allen voran die oft beschriebene Mikrozephalie, zwar eine besonders tragische Folge einer Ansteckung, aber eine Zika-Infektion kann auch bei Erwachsenen zu schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen führen, etwa dem Guillain-Barre-Syndrom (GBS), dessen Häufigkeit in Südamerika in einigen Ländern auf das Fünffache angestiegen ist. Es komme auch zu sonst sehr seltenen Varianten der Erkrankung.

Aktuellen Zahlen der WHO zufolge meldeten zum Stichtag 7. Juli 2016 bereits 65 Staaten und Territorien eine anhaltende Übertragung von Infektionen durch Stechmücken. Elf Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien haben Übertragungen von Mensch zu Mensch berichtet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei der Infektion um sexuelle Übertragungen.

Mikrozephalie und andere Missbildungen von Föten, die mit einer Zika-Infektion in Verbindung stehen können, wurden in mittlerweile bereits 13 Ländern registriert, im Mai waren es erst acht betroffene Länder. In 15 Ländern gibt es bisher einen auffälligen Anstieg von Fällen von Guillain-Barre Syndrom (GBS) oder bestätigte Infektionen bei GBS-Betroffenen.

Obama alarmiert

Eine mögliche Zika-Übertragung durch Mücken in den USA hat Präsident Barack Obama auf den Plan gerufen. Er telefonierte am Mittwoch mit Rick Scott, dem Gouverneur des Bundesstaats Florida, dessen Gesundheitsbehörde vor zwei Tagen über einen möglichen Zika-Fall informiert hatte.

Es wird vermutet, dass das Virus nicht aus einem Zika-Verbreitungsgebiet im Ausland mitgebracht, sondern direkt in dem südöstlichen US-Staat von einer Mücke übertragen wurde. Sollte sich das bestätigen, wäre dies laut Weißem Haus die erste durch eine Mücke übertragene Zika-Infektion auf dem US-Festland. Obama bot die Unterstützung der Bundesbehörden an. (APA, dpa, 21.7.2016)