Das Spielwarengeschäft Kober musste vor drei Jahren vom Graben in die Wollzeile umziehen. Seither bleiben die Kunden aus.

Foto: Regine Hendrich

Firmenchefin Sylvia Unterguggenberger ist traurig, dass das 1886 gegründete Geschäft jetzt schließen muss.

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Der Bär sagt Baba: Bis Freitag kann man noch Spielwaren bei Kober aufkaufen.

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Wien – In den Regalen im oberen Stockwerk des Spielzeuggeschäfts Kober liegen noch ein paar vereinsamte Teddybären, Affen oder Hasen mit goldglänzendem Knopf im Ohr. "Die meisten der anderen Kuscheltiere sind schon verkauft. Sie sind etwas billiger", erzählt Sylvia Unterguggenberger, die das traditionsreiche Geschäft Kober in der Wiener City führt. Die verbliebenen Tiere der Firma Steiff sind zumeist Sammlerstücke. "Einem Kind, das jünger als drei Jahre alt ist, würde ich den Teddy nicht kaufen", berät sie eine Kundin.

1886 gründete Josef Kober seine Spielwarenhandlung, die sich später in der Spielzeugherstellung und im Großhandel versuchte. Das Unternehmen wuchs zu einem der größten Fachgeschäfte der Monarchie und exportierte weltweit. Im Dezember 1944 wurde das Geschäft von einer Bombe getroffen und fast völlig zerstört.

Mietstreit am Graben

Als Unterguggenberger vor mehr als 20 Jahren das Spielzeuggeschäft von der Familie Kober übernommen hatte, war es noch mitten am Graben, Unterguggenberger beschäftigte 24 Mitarbeiter, die Verkaufszahlen stimmten. Doch das Haus wurde verkauft, jahrelange Mietstreitigkeiten folgten. Im Jahr 2013 musste der Laden in die Wollzeile umziehen. "Seither haben wir uns sehr schwer getan", sagt Unterguggenberger: "Touristen, die Andenken kaufen, bleiben am Graben. Hierher kommen leider nur wenige."

Im vergangenen April leitete der Kreditschutzverband ein Konkursverfahren am Wiener Handelsgericht ein. Nach Freitag wird der Shop nicht mehr aufsperren – die Fixkosten waren einfach zu hoch. "Die Mieten sind immer mehr hinaufgegangen, das konnten wir uns nicht mehr leisten." Am Schluss zahlte sie für das Geschäft rund 17.000 Euro Miete im Monat. Von den ehemals 24 Angestellten gingen einige in Pension, ihre Stellen verfielen, hinzu kamen Kündigungen, der Puppendoktor wurde nicht nachbesetzt. Bis nur fünf Angestellte übrig blieben. "Dass wir einmal so viele waren, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen."

Beratung aber kein Kauf

Anderen Spielwarengeschäften gehe es ähnlich. "Wir bemühen uns zu bleiben, es ist schwer." Die Kunden würden ausbleiben, Menschen mehr und mehr Spielzeug im Internet kaufen. Stattdessen kämen sie ins Geschäft und ließen sich beraten, bevor sie die Sachen billiger online shoppten. "Ich habe immer gesagt, das Geschäft Kober, das geht nicht ein. Dass es unter mir passiert, macht mich traurig", sagt sie.

Ihre Stammkunden würden in den letzten Geschäftstagen "mit Tränen in den Augen" vorbeikommen und die preisreduzierten Modelle, Gesellschaftsspiele und Zinnfiguren, für die das Geschäft bekannt war, durchwühlen. "Der Bär ist schon vergeben", sagt Unterguggenberger. Der Bär, von dem sie spricht, ist das Maskottchen von Kober und steht mit seinen etwa 1,5 Metern Körpergröße von jeher vor dem Eingang des Geschäfts.

Ein "kleiner Rest" sei Unterguggenberger geblieben: Ihr Sohn betreibt die Steiff-Galerie in der Bräunerstraße in der Nähe des Stephansdoms, wo die Bären mit dem Goldknopf im Ohr weiterhin verkauft werden. (Oona Kroisleitner, 22.7.2016)