Was in der Wirtschaft schleppend geht, ist an den österreichischen Universitäten bereits eingetreten: die Öffnung des Sektors für geflüchtete Menschen. 52 Teilnehmer konnte zum Beispiel die Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) in das "More"-Projekt (auf Deutsch: mehr) der Universitätskonferenz (Uniko) aufnehmen.
Nicht jeder wird aufgenommen
Das More-Projekt richte sich an geflüchtete Personen mit Hochschulberechtigung oder abgeschlossenem Studium, heißt es von der Uni Linz. Von etwa 100 Bewerbungsgesprächen entschied sich die JKU für 52 Teilnehmer. Sie studieren zunächst in einer eigenen Form außerordentlich und zahlen keine Studiengebühren. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) übernimmt den ÖH-Beitrag. Mindestvoraussetzung ist die Aufenthaltsberechtigung während des Asylverfahrens.
Hilfe von der Landespolitik
Die Fahrtkosten zur Universität Linz stellen für die geflüchteten Studenten die größte Hürde dar. Durch Spenden der JKU-Mitarbeiter und Studierenden sowie von Rotarier-Clubs, der Uniko und eine Landesförderung werden die Fahrtkosten gedeckt. Die Unterrichtsmittel werden vom Rektorat bereitgestellt.
Kritik von der FPÖ
Das Projekt hat nicht nur Fans. Die Freiheitliche Partei witterte einen Rechtsbruch bezüglich der Aufnahmevoraussetzungen von Flüchtlingen an der Universität Klagenfurt. "Niederträchtig", empörte sich der damalige Uniko-Präsident Heinrich Schmidinger auf die parlamentarische Anfrage durch FPÖ-Abgeordnete.
Vorbereitung für mehr
Das More-Programm soll die geflüchteten Studenten auf das Studium vorbereiten. Der Unterricht erfolgt auf Deutsch und Englisch. Die angehenden Studenten büffeln in begleitenden Deutschkursen bis zum Level B2+, welches zur ordentlichen Zulassung an der Universität notwendig ist.
Die geflüchteten Studenten können an Lehrveranstaltungen teilnehmen und mit einer Prüfung abschließen, die in einem Zeugnis festgehalten wird. Für eine spätere Aufnahme eines regulären Studiums beinhaltet das Zeugnis keinen Rechtsanspruch auf Anerkennung der Leistung, kann aber den späteren Zugang zur Uni erleichtern.
Männliche Studenten in der Überzahl
Im Alltag unterstützen "Buddies" – ordentliche Studenten – die geflüchteten Menschen im Alltag. So könnten Flüchtlinge erste Kontakte zu Österreichern herstellen, heißt es seitens der JKU. Einziger Wermutstropfen ist die Frauenquote: Von den 52 angehenden Studenten gibt es nur vier Frauen. (Gerhard Eichholzer, 22.7.2016)