Schaffen die Extrawürste für Teilbereiche innerhalb der Telekom ab: Präsident Wolfgang Ruttenstorfer ...

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... und sein Vize Carlos Garcia Moreno.

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Wien – Die an die Öffentlichkeit gespielten Querelen im Management der Telekom Austria (TA) und ihrer Kerngesellschaft A1 Telekom Austria haben am Freitagnachmittag die Aufsichtsratsspitze zum Ausrücken veranlasst. Die Botschaft von Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und seines mexikanischen Vizes Carlos Garcia Moreno ist klar: A1 Telekom, also das Österreich-Geschäft, ist eine hundertprozentige Tochter der Telekom Austria (TA) und hat sich an die von ihren Eigentümern festgelegte Strategie zu halten.

Und die sieht vor: Mit den Extrawürsten für einzelne Konzerntöchter ist es vorbei, die Telekom mit ihren Ablegern in Ost- und Südosteuropa wird zu einem Konzern geformt und dabei hat jede Einheit ihre Aufgaben zu erfüllen. "Gemeinsam iPhones einkaufen, ist zu wenig", stellte Ruttenstorfer klar, "wir müssen einen schlagkräftigen Konzern formen und Synergien heben."

Ressourcen verfügbar machen

Konkret sollen A1-Ressourcen für die TA-Holding und ihre Schwestern verfügbar gemacht werden, etwa für Cloud- und andere Datenservices. Dagegen gibt es im Konzern allerdings massiven Widerstand.

Womit klar ist: Sand im Getriebe der TA gibt es zwischen A1-Chefin Margarete Schramböck und der soeben bestellten Chefin für den neuen Geschäftszweig Digital Business, den seit Mitte Juni Elisabetta Castiglioni leitet. Castiglioni beanspruche aus allen Bereichen Ressourcen und stoße dabei teils auf Widerstand, sagt ein Insider zum STANDARD.

Keine Alternative

"Der Umbau wird schon noch den einen oder anderen Schlag verursachen", sagt Ruttenstorfer, "es gibt aber keine Alternative."

Dass ausgerechnet TA-Chef Alejandro Plater ins Schussfeld geraten ist – ihm werden über eine interne Mitarbeiterumfrage schlechter Führungsstil und mangelnde Teamfähigkeit angelastet – dürfte freilich noch einen tieferen Grund haben: Zwischen Hauptaktionär America Movil (Amov) und der über die Öbib repräsentierten Republik Austria herrscht offenbar wieder einmal dicke Luft.

Ambitionen auf Chefsessel

Dem Vernehmen nach hegt die österreichische Seite Ambitionen, den in Person von Plater an Amov abgetretenen TA-Chefsessel wieder zurückzuerobern. Diesbezügliche Ambitionen werden in Aufsichtsratskreisen A1-Chefin Schramböck nachgesagt. Sie könnte in Personalunion – wie ihre Vorgänger Hannes Ametsreiter und Boris Nemsic – Holding und Österreich-Geschäft leiten, heißt es.

Davon halten die Mexikaner augenscheinlich nicht viel. "Der Vorstand hat das Vertrauen", versichert Vizepräsident Garcia Moreno, "wir diskutieren aber keine Namen." Der Vorstand habe das Unternehmen stabilisiert, die Ertragslage sei jetzt gut, sodass sich die Kernaktionäre auf eine Dividende für 2016 verständigt haben: Für das laufende Geschäftsjahr wird die Ausschüttung von fünf auf 20 Cent erhöht, sagten Ruttenstorfer und Moreno.

Womit Minderheitsaktionär Öbib (28,4 Prozent) vorerst zufriedengestellt sein sollte. Der Dividendendruck sei vor allem vom Finanzministerium gekommen, heißt es in der TA. Ruttenstorfer blockt die Frage nach einer Neubesetzung des per Syndikatsvertrag Österreich zustehenden TA-Vorstandschefs ab: "Ich kenne keinen Vorschlag des Minderheitsaktionärs für einen neuen CEO."

Im ersten Halbjahr 2016 musste die Telekom einen Rückgang beim Betriebsergebnis von 9,8 Prozent auf 231,7 Millionen Euro verkraften. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab um ein Prozent auf 663,6 Millionen Euro nach. Beim Umsatz gab es ein Minus von 1,2 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal ist das Nettoergebnis aber um 4,9 Prozent auf 82,4 Millionen Euro gestiegen ist. (ung, 22.7.2016)