Sicherheitsexperten und Datenschützer üben Kritik an biometrischen Absicherungsmaßnahmen.

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US-Behörden sehen sich erneut mit einem Smartphone konfrontiert, auf dessen Inhalte sie zur Klärung eines Kriminalfalls zugreifen wollen. Doch das Gerät ist gesperrt. Der Besitzer, der von einem Unbekannten ermordet wurde, hat es mit seinem Fingerabdruck gesichert.

Im Falle des gesperrten iPhones des Attentäters von San Bernardino hatten Ermittler damals die Verschlüsselung von einem israelischen Unternehmen aushebeln lassen. Hier will man zu anderen Mitteln greifen. Der Zugriff auf die Daten soll mit einem künstlichen Finger aus dem 3D-Drucker gelingen. Man erhofft sich aus den Informationen am Telefon Hinweise auf die Identität des Täters, schreibt der "Guardian".

Foto: Anil Jain/MSU

Künstlicher Finger

Für die Umsetzung des Plans sind Forscher der Michigan State University verantwortlich. Ihnen wurden Fingerabdrücke des Mordopfers vorgelegt, die aus einer früheren polizeilichen Ermittlung stammen. Aus den zweidimensionalen Grafiken werden dafür dreidimensionale Strukturen errechnet. Gedruckt werden diese auf das Modelle des letzten Fingerglieds.

Zum Einsatz kommt dafür ein eigener weicher Kunststoff. Dieser erlaubt die Abbildung der feinen Hautrillen auf der Fingerkuppe und soll sich beim Ausüben von Druck genauso verformen, wie die menschliche Haut. Auf den falschen Finger wird danach eine lediglich ein Atom dünne Schicht eines Metalls (üblicherweise Kupfer, Silber oder Gold) aufgetragen, um eine Leitfähigkeit ähnlich wie beim organischen Vorbild zu erzielen.

Michigan State University

Zehn Finger für ein Halleluja

Die Forscher rund um den Computerwissenschaftler Anil Jain haben das Prinzip in der Vergangenheit auch schon mit Erfolg erprobt, wie ein Video zeigt. Dort kommt lediglich ein bedrucktes Stück Papier zum Einsatz. Eine Methode, die aber nicht ausreicht, um jeden Fingerabdruckscanner auszutricksen. Die Wirksamkeit der künstlichen Finger haben sie allerdings anhand ihrer eigenen Abdrücke ebenfalls schon getestet.

Die Polizei soll nun insgesamt zehn Fingerkuppen aus dem 3D-Drucker erhalten, um ihr Glück zu versuchen. Fingerabdruckscanner als alternative Absicherungsmöglichkeit werden auf Smartphones immer mehr zum Standard. Man findet sie mittlerweile nicht nur in teureren Highendgeräten wie Apples iPhone oder Samsungs Galaxy S-Reihe, sondern zunehmend auch bei deutlich günstigeren Mittelklasse-Handys.

Foto: Anil Jain/MSU

Datenschützer und Privacy-Experten warnen, dass biometrische Daten tendenziell sogar unsicherer sein können als konventionelle Passwörter. Dazu müssen sich Nutzer darauf verlassen, dass die hinterlegten Abdrücke auf dem Gerät gut abgesichert sind. (gpi, 24.7.2016)