Der mutmaßliche Amoklauf von München hat die Wogen in den sozialen Medien hochgehen lassen. Auf Facebook und vor allem Twitter begleiteten die Polizei und viele Internetnutzer die Entwicklung des Geschehens am vergangenen Freitagabend.

Trittbrettfahrer

Während die Behörden sich bemühten, unaufgeregt über die Lage zu informieren und um Mithilfe baten, wurde der Kurznachrichtendienst auch verwendet, um über den Hashtag "OffeneTür" Unterkünfte für Menschen zu vermitteln, die durch die temporäre Einstellung des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt gestrandet waren.

Jedoch gab es auch Trittbrettfahrer, die die Plattform missbrauchten und Fotos sowie Fakes in Zusammenhang mit der Schießerei verbreiteten, die mit den Vorgängen in der bayrischen Landeshauptstadt gar nichts zu tun hatten – oft mit politischem Motiv. Doch es gibt hilfreiche Werkzeuge, mit denen sich Bilder und Videos auf ihre tatsächliche Herkunft und Echtheit prüfen lassen. Der "Spiegel" zählt einige auf.

Rückwärts-Bildersuche

Der schnellste Weg für einen ersten Check ist Googles Bildersuche. Dort lassen sich Bilder hochladen oder verlinken. Die Suchmaschine kann anschließend das Internet nach der jeweiligen Aufnahme und ähnlichen Ablichtungen abgrasen. Auch die Rückwärts-Suchmaschine TinEye sucht nach bereits vorhandenen Kopien eines Fotos.

Diese Prüfung ist oft erfolgreich, weil absichtlich falsch zugeordnete Bilder in der Regel von Online-Medien geklaut werden. Somit stößt man bei dieser Suche häufig auf die Originalquelle oder das Ereignis, zu dem die Aufnahme eigentlich gehört.

Mehrere Fakes zu München

Zur Tat in München wurde beispielsweise eine Aufnahme verbreitet, die eine blutige Szene in einem Kaufhaus zeigt. Diese stammt allerdings aus der Berichterstattung über einen eskalierten Raubüberfall in Südafrika. Ebenfalls die Runde machten Fotos des angeblichen Attentäters.

Eines zeigt einen Mann, der am Boden mit einer Waffe lauert und mit dessen Aussehen gegen Migranten Stimmung gemacht wird. Das andere zeigt einen Mann auf einem Dach, wie Buzzfeed dokumentiert. Die erste Aufnahme entstammt einem vergangenen Vorfall, das zweite ist eine Fotomontage, auf der der angebliche amerikanische Rechtsradikale Sam Hyde eingefügt wurde, der allerdings ein den 4chan-Foren entsprungenes Meme ist. Aufnahmen von ihm sind schon mehrfach bei Attentaten und Amokläufen in Umlauf gebracht worden.

Dieses Bild wurde von einem mittlerweile gesperrten Twitteraccount verbreitet. Zu sehen ist eine Fotomontage, in der der angebliche US-Rechtsradikale Sam Hyde auf dem Dach einer Parkgarage platziert wurde.
Screenshot: Twitter

Ein weiteres Tool namens "Youtube-Dataviewer" von Amnesty International zeigt nicht nur das Uploaddatum von Videos auf der Plattform an, sondern erstellt auch Ausschnitte, die wiederum zur Rückwärtssuche genutzt werden können.

EXIF-Daten und Manipulations-Check

Bei Bildern kann eine Analyse der erweiterten Informationen (EXIF) helfen. Dort sind oft das Aufnahmedatum und auch der Ort per GPS-Position vermerkt. Nicht selten vergessen jene, die die Fotos unter falschem Kontext verbreiten, diese Metadaten vorher zu löschen. Die EXIF-Daten lassen sich in vielen Bildbetrachtungsprogrammen anzeigen, es gibt aber auch Webtools, wie etwa jenes auf Exifdata.com.

Wer Bildmanipulationen auf die Schliche kommen möchte, kann auch die Seite "Izitrue" ansurfen. Dort prüft ein Algorithmus Bilder auf Merkmale, die auf Bearbeitung hindeuten könnten. Der WebStandard hat das Werkzeug bereits vor zwei Jahren vorgestellt. Im Probelauf erkannte es selbst minimale Bearbeitungen. Einen ähnlichen Dienst bietet auch die Seite "Foto Forensics".

Gebäude, Wetter, Schatten

Aufwändiger ist das Überprüfen konkreter Bildinhalte. So kann man etwa versuchen, Aufnahmeorte anhand von Verkehrstafeln, Aufschriften oder dem Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein markanter Gebäude zu prüfen. Auch die Wetterlage zur jeweiligen Zeit lässt sich recherchieren, Schattenwürfe können mit dem Sonnenstand abgeglichen werden.

Zudem gibt es Internetseiten, die sich dem Faktencheck in solchen Fällen verschrieben haben. Das im deutschsprachigen Raum wohl bekannteste Projekt dürfte Mimikama sein, wo regelmäßig Fakes und Hoaxes aufgedeckt werden. (gpi, 24.07.2016)