Graz – Nicht nur im Vergleich zu den vorangegangenen Wintern fielen die Verluste der heimischen Bienenvölker im letzten Winter gering aus, auch gegenüber dem Rest Europas steht Österreich besser da. Laut dem Institut für Zoologie der Universität Graz, das federführend an der Erhebung beteiligt war, handelt es sich um die niedrigsten Werte seit Beobachtungsbeginn vor zehn Jahren. Schwerer betroffen sind Irland, Nordirland, Spanien und Finnland.

Nach sehr hohen Winterverlusten von Bienenvölkern im Winter 2014/15 haben Zoologen bei österreichischen Immen für den Winter 2015/16 einen Verlust von durchschnittlich 8,1 Prozent registriert. Europaweit niedriger waren die Werte nur in Tschechien (6,4 Prozent), der Türkei (7,7 Prozent) und Mazedonien (8 Prozent). Dies ging am Montag aus der Mitteilung des Forschungsnetzwerkes "Coloss" mit Sitz am Institut für Bienengesundheit der Universität Bern hervor. "Der Vergleich zeigt, dass Österreich am untersten Rand der Verluste liegt", schilderte der Grazer Bienenforscher Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie der Universität Graz.

Der schlechteste Wert liegt bei rund 29,5 Prozent (Irland), gefolgt von Nordirland (28,2 Prozent), Spanien (22,1 Prozent) und Finnland (17,2 Prozent). Der durchschnittliche europaweite Wert lag bei 11,9 Prozent und war damit um rund zwei Prozent höher als im Winter 2013/14, als die bisher niedrigsten Winterverluste erhoben wurden. Im Vorjahr lag der Durchschnitt bei 14,4 Prozent.

Größte Bienenerhebung

Die Erhebungsdaten stammen aus 29 Ländern, darunter auch Israel, Mazedonien, Schweiz und Ukraine. Insgesamt haben 18.693 Imker freiwillig die Ergebnisse aus der Beobachtung ihrer rund 400.000 Bienenkolonien gemeldet, was diese Untersuchung zur größten ihrer Art macht. Insgesamt nahmen rund 2,2 Prozent der Imker an der Erhebung teil.

Die höheren Verlustraten wurden im vergangenen Winter vor allem im Westen Europas und in den nördlichen Ländern verzeichnet. Im Vorjahr sei Zentraleuropa und die östlichen Staaten stärker betroffen gewesen, schilderte der Grazer "Coloss"-Mitarbeiter Robert Brodschneider. Spanien war sowohl im vergangenen Winter als auch schon im Jahr zuvor mit einer Verlustrate von 22,1 Prozent stark betroffen.

Romee van der Zee von "Coloss" führte die Verluste in den nördlichen Ländern Irland und Schottland auf den kalten Frühling und Frühsommer mit mittleren Temperaturen von 12,8 bis 14,4 Grad Celsius zurück. Dies könnte sich negativ auf die Entwicklung der Bienenvölker ausgewirkt haben. Auch die Varoamilbe dürfte ihren Anteil am Völkersterben haben. Eine detaillierte Risikoanalyse und komplette Publikation der Ergebnisse sei in naher Zukunft geplant. (APA, red, 26.7.2016)