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IOC-Präsident Bach pflegt eine gute Beziehung zum russischen Präsidenten Putin. Sie gelten als die wichtigsten Personen im Weltsport.

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2014 in Sotschi stießen ÖOC-Präsident Karl Stoss, Karl Schranz und ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel (von re.) im Ö-Haus mit Putin an.

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Wien – Also hielt Peter Mennel, der Generalsekretär des österreichischen olympischen Komitees (ÖOC), fest: "Die Entscheidung ist – nur zwölf Tage vor Beginn der Spiele in Rio – schwierig genug, auch, weil die Rechtslage nicht eindeutig ist. Wir glauben, dass der getroffene Kompromiss, nicht alle russischen Athleten kollektiv zu sperren, sondern diverse Auflagen für etwaige Starts zu definieren, Sinn macht. Oberste Prämisse muss sein, saubere Athleten zu schützen. Es wäre ungerecht jenen russischen Aktiven gegenüber, die entsprechende internationale Tests vorweisen können und keinerlei Auffälligkeiten in der Vergangenheit hatten. Klar ist aber auch – und IOC-Präsident Thomas Bach hat das ganz deutlich gemacht -, dass das derzeitige Kontrollsystem der Wada intensiver Reformen bedarf. Das gilt in erster Linie für die Zeit nach den Spielen in Rio."

Mit diesem Statement hebt sich das ÖOC von weiten Teilen der sportpolitischen Welt ab, die ansonsten mit Kritik und Empörung auf den Beschluss der IOC-Exekutive reagierte, Russland nicht von den Spielen in Rio (ab 5. August) auszuschließen. Dem IOC-Präsidenten Thomas Bach wurde – fast – unisono ein "Kniefall" vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen.

Gefährdete Fairness

Sogar das für Sport zuständige deutsche Innenministerium konstatierte: "Im Sinne eines sauberen Sportes hätte sich die Bundesregierung eine deutlichere sportartenübergreifende Entscheidung des IOC vorstellen können." In Österreich erklärte der für Sport zuständige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, die IOC-Entscheidung sei "zu akzeptieren". Er hoffe, dass die einzelnen Verbände "entsprechende Sanktionen treffen, die einen fairen Wettkampf erwarten lassen. Nachdem die russischen Leichtathleten gesperrt wurden, darf aus meiner Sicht nicht mit zweierlei Maß gemessen werden."

Die Fairness sieht Michael Cepic gefährdet, Chef der heimischen Anti-Doping-Agentur Nada. "Welche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen müssen noch aufgedeckt werden, damit das IOC selbst aktiv wird? Die Signalwirkung für saubere Sportlerinnen und Sportler, deren Schutz das oberste Ziel sein muss, ist äußerst fragwürdig." Das gelte auch für den IOC-Beschluss, Whistleblowerin Julia Stepanowa von Rio auszuschließen. "Eine maßlose Enttäuschung. Wenn man die Leute, die zur Aufdeckung massiver Missstände entscheidend beigetragen haben, so behandelt, entsteht der Eindruck, dass dies gar nicht gewünscht ist."

Peter Schröcksnadel, den Chefkoordinator des Projekts Rio, hätte ein Ausschluss Russlands überrascht. "Ich glaube nicht, dass man eine ganze Nation ausschließen sollte", sagt er. "Man darf nie alle in einen Topf werfen, es darf keine Sippenhaftung geben." (Fritz Neumann, 25.7. 2016)