Leichte Weine mit wenig Alkohol sind im Sommer beliebt.

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Allein das Wort "Sommerwein" klingt nach einer gefährlichen Drohung, nach Weinen hart an der Grenze zum sensorischen Sondermüll. Aus unerfindlichen Gründen trinken Menschen im Sommer freiwillig Weine, die sie zu jeder anderen Jahreszeit reflexartig in den Abfluss befördern würden. Weine, die geschmacklich so aufregend sind wie Kamillentee.

Möglicherweise sterben bei steigenden Temperaturen auch Geschmackspapillen ab. Wie sonst ließe sich dieses Phänomen erklären. Greift man das ganze Jahr über zu schwergewichtigen Kalibern, müssen Sommerweine plötzlich spritzig und leicht sein.

Ordentlicher Wein

Bei 35 Grad Mittagshitze muten ohnehin nur mehr vom Schicksal arg gebeutelte Existenzen ihren Körpern noch Alkohol zu. Ein Volumprozent auf oder ab macht das Kraut dann auch nicht mehr fett. Geschmacksbefreite Leichtweine werden wohl keine Menschenseele retten, dafür aber für Übellaunigkeit sorgen.

Und wenn sich bei lauen Abendtemperaturen alle anderen bereits mit "Caipirinha" und "Sex on The Beach" bespaßen, wird man wohl auch einen ordentlichen Wein trinken dürfen. Einen Wein für Erwachsene, der nicht an Pfirsich, Wassermelone oder andere lustige Früchte erinnert. Es gibt nämlich immer mehr strukturierte und richtig gute Weine mit wenig Alkohol, die sich nicht Sommerwein schimpfen. (Christina Fieber, RONDO, 3.8.2016)