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In Liebe verbunden? Wohl eher nicht, doch bei einem Wahlsieg von Trump sieht der Kreml strategische Vorteile für sich.

Foto: REUTERS/Ints Kalnins

"Ja, wir werden uns das ansehen", antwortete Donald Trump auf die Frage einer Journalistin, ob er im Falle eines Wahlsiegs die Zugehörigkeit der Krim zu Russland anerkennen und die Sanktionen gegen das Land beenden werde. Der Aufschrei in Washington war weitaus lauter als die Lob- und Jubelarien in Moskau. Ein offizieller Kommentar aus dem Kreml kam nicht, auch die Stimmen aus dem Parlament klangen nur verhalten optimistisch: "Wie weit man seinen Worten trauen kann, ist schwer zu sagen und wird erst die Zeit zeigen", sagte der Vizechef des Außenausschusses im Föderationsrat, Wladimir Dschabarow. Der Duma-Abgeordnete Alexander Babakow begrüßte die Äußerung, stufte sie jedoch als "Wahlversprechen" ein, das nicht unbedingt erfüllt werde.

Die Zurückhaltung hat einen Grund. Im Kreml versteht man wohl, dass zu viel Lob aus Moskau Trump eher schadet als nützt. Trotzdem ist es kein Geheimnis, dass dem Kreml ein US-Präsident Trump wesentlich angenehmer wäre als Hillary Clinton auf dem Posten. Das hat psychologische und strategische Gründe. Einfach ausgedrückt: Die "Chemie" zwischen Wladimir Putin und Clinton stimmt nicht. Von Clinton ist der Ausspruch überliefert, Putin habe keine Seele. Später bezeichnete sie ihn als "Rowdy", dem die Grenzen aufgezeigt werden müssten. Putin wiederum warf ihr vor, die "Grenzen des Anstands überschritten" zu haben und charakterisierte sie als schwache Frau.

Verständigung unter Männern

Zwischen Trump und Putin existieren mehr Ähnlichkeiten: Beide sind unverhohlene Machos, lieben die Selbstinszenierung, sind hemdsärmelig, stehen aber auch zu informellen Absprachen als "Männerwort". Trump hat sich schon optimistisch geäußert, dass es ihm gelingen werde, sich mit Putin zu verständigen. Möglich, denn Silvio Berlusconi, ein ähnlicher Politikertyp, hat bis heute ein prächtiges Verhältnis zu Putin.

Es gibt daneben auch strategische Überlegungen im Kreml: "Clinton steht für eine unverhohlene Ablehnung gegenüber Russlands Politik und Staatsaufbau, Donald Trump eher für Respekt gegenüber einem starken Gesprächspartner und für die Bereitschaft, sich nicht einzumischen", urteilt der Moskauer Politologe Fjodor Lukjanow.

Trumps isolationistischer Ansatz und seine Bereitschaft, russische Einflusszonen in der Welt anzuerkennen, sind für den Kreml verlockend: Die Konflikte zwischen Moskau und Washington oder Brüssel haben sich in den letzten Jahren eben daran entzündet, dass der Westen in die Regionen expandierte, die Russland als seinen Vorhof betrachtete. (André Ballin aus Moskau, 28.7.2016)