Es gibt Formen von Leukämie, die nur durch eine Knochenmarktransplantation geheilt werden können. Was dabei passiert: Durch eine hohe Dosis Chemotherapie wird das körpereigene blutbildende System zerstört – und damit auch die eigenen kranken Krebszellen, danach bekommen Patienten gesundes Knochenmark. Die Transplantation ist erfolgreich, wenn das neue Knochenmark blutbildende Zellen zu produzieren beginnt.

Doch es gibt eine für Patienten ausgesprochen gefährliche Phase: Es ist die Übergangszeit, in der die alten Blutzellen zerstört sind und die neuen noch nicht arbeiten. Obwohl Patienten in dieser Zeit in keimfreien Zelten leben, gibt es körpereigen Viren, die lebensgefährlich werden können.

Ein neuer Behandlungsansatz könnte das ändern. In einer klinischen Studie im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) erhalten Leukämiepatienten nach einer Knochenmarktransplantation erstmals speziell aufgereinigte Zellen des Immunsystems, so genannte T-Gedächtniszellen. Die besonderen Immunzellen sollen die Patienten vor Infektionen schützen, bis deren eigene Abwehr funktioniert. Die Studie gilt als "Proof of Concept" für ein Verfahren, das auch bei anderen Krankheiten anwendbar sein könnte.

Zellen reinigen

"Die speziell aufgereinigten T-Gedächtniszellen, Untergruppen der T-Lymphozyten, werden in der aktuellen Studie weltweit erstmals in dieser Form verabreicht", erklärt Studienleiter Dirk Busch von der TU München. Gemeinsam mit der Firma JUNO hat der Wissenschaftler in den letzten Jahren ein innovatives Zellaufreinigungsverfahren entwickelt, mit dem die gewünschten Zellen ganz gezielt aus dem Blut eines gesunden Spenders isoliert werden können.

In vielen Vorversuchen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass vor allem diese Zellen schon in geringster, gut verträglicher Dosierung Schutz vor Infektionen bieten. Ein großer Vorteil, denn T-Zellen können Segen und Fluch sein. Gibt man sie in zu großer Menge ungefiltert an Patienten weiter, kann es zu Abstoßungsreaktionen kommen, bei denen die T-Zellen auch die gesunden Zellen angreifen. Sind sie allerdings gar nicht vorhanden, vermehren sich die gefürchteten Infektionserreger.

Infektionsrisiko reduzieren

"Unser Ziel ist es, das Infektionsrisiko zu verringern, ohne Abstoßungsreaktionen zu riskieren", erklärt Co-Studienleiter Michael Neuenhahn, ebenfalls von der TU München, und ist nach allen Vorversuchen zuversichtlich, dass es funktioniert. 30 Leukämiepatienten sollen im Laufe eines Jahres prophylaktisch die T-Zellen erhalten.

Die Dosierung wird jeweils langsam gesteigert, um die optimale Dosis zu ermitteln. Die Patienten werden in kurzen Zeitabständen auf Infektionen untersucht. Die Aufreinigung der Zellen findet unter Reinraumbedingungen in München statt. Studienpatienten können in Würzburg sowie an den DZIF-Standorten Tübingen und Hannover behandelt werden. (red/idw, 1.8.2016)