Washington – Die Reaktion des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf den Auftritt von Eltern eines getöteten US-Soldaten beim Parteitag der Demokraten hat in den USA für massive Aufregung und Empörung gesorgt.

Khizr Khan hat am Donnerstag im Beisein seiner Frau Ghazala auf der Bühne eine bewegende Rede gehalten, in der er auch Trumps Rhetorik gegen Muslime kritisierte. Khan, dessen Sohn 2004 im Irak getötet worden war, hatte Trump vorgeworfen, Muslime in den USA zu verteufeln. Trump hatte im Wahlkampf ein allgemeines Einreiseverbot für Muslime gefordert und sie in die Nähe von Terroristen gerückt. "Schauen Sie auf die Gräber der mutigen Patrioten, die bei der Verteidigung der USA gestorben sind", sagte Khan an Trump gerichtet. "Sie werden alle Glaubensrichtungen, Geschlechter und Ethnien sehen."

Die Rede beim demokratischen Parteitag am Donnerstag, dem 28. Juli.
CNN

Zudem warf er Trump vor, anders als die Khans keine Opfer für Amerika gebracht zu habe, und stellte infrage, dass Trump die amerikanische Verfassung je gelesen hat.

Trumps dünnhäutige Reaktion auf ABC News darauf: Er habe sehr wohl "eine Menge Opfer" erbracht. Er arbeite "sehr, sehr hart" und habe zehntausende Jobs geschaffen. Er habe immensen Erfolg gehabt. "Ich denke, ich habe viel getan." Er äußerte zudem die Vermutung, dass seine demokratische Rivalin Hillary Clinton hinter der Rede stecke und ihre Redenschreiber die Ansprache Khans auf dem demokratischen Parteikonvent verfasst hätten. Außerdem machte er sich über Ghazala Khan lustig: "Sie hatte nichts zu sagen", sagte der umstrittene Republikaner. "Vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen."

Ben King

Skandal nahm seinen Lauf

Später am Samstagabend veröffentlichten die Republikaner noch eine Erklärung Trumps, in der er Khans gefallenen Sohn als "Held" würdigte und dazu aufrief, alle zu ehren, die "das höchste Opfer erbracht haben, um unser Land sicher zu halten". Dis Diskussion selbst ließ sich dadurch aber nicht mehr einfangen.

Ghazala Khans Reaktion auf Trumps Schweige-Vorwurf in der "Washington Post" sorgte am Sonntag erneut für Emotionen. Sie habe wegen der Trauer um ihren Sohn nicht selbst das Wort ergriffen. "Welche Mutter könnte das? Donald Trump hat Kinder, die er liebt. Muss er wirklich fragen, warum ich nicht geredet habe? Als ich dort stand, fühlte ganz Amerika meinen Schmerz. Ohne ein Wort zu sagen. Alle fühlten meinen Schmerz." Trump wisse doch gar nicht, was es bedeute, ein "Opfer" zu bringen.

Auch republikanische Kritik

Clinton stellte sich hinter die Familie Khan. Der "mutige und würdevolle" Auftritt von Ghazala Khan beim Parteitag habe sie "sehr bewegt", erklärte die demokratische Präsidentschaftskandidatin. Der gefallene Hauptmann Khan und seine Familie gehörten zu "den Besten Amerikas, und wir bezeugen ihnen unsere Ehre".

Auch namhafte republikanische Politiker kritisierten Trumps Umgang mit dem Fall. Darunter Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses, und auch John Kasich, der republikanische Gouverneur von Ohio. "Es gibt nur eine Art, über Gold-Star-Eltern (Eltern, deren Kinder eine hohe militärische Auszeichnung, den Gold Star, erhielten, Anm.) zu sprechen: mit Ehre und Respekt," twitterte Kasich.

Im Wahlkampf hat Donald Trump schon mehrmals für Eklats und Empörung gesorgt. Kommentatoren zeigten sich erstaunt, wie wenig ihm seine diversen Entgleisungen bisher geschadet haben. (red, 1.8.2016)