Eduardo Paes ist seit 2009 Bürgermeister von Rio de Janeiro.

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Das weiße Businesshemd hochgekrempelt, sportliches Auftreten und nie um eine Antwort verlegen: Kein Zweifel, Eduardo Paes (46), Bürgermeister der 6,5-Millionen-Einwohner-Stadt Rio de Janeiro, ist ein Machertyp. Politisch stieg er schnell auf: 2008 gewann er die Kommunalwahlen. Sein Amt als Bürgermeister trat der Politiker der rechtsliberalen PMDB 2009 an. Im selben Jahr bekam Rio den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele. 2012 wurde er wiedergewählt.

Sein politisches Schicksal ist seit seinem Amtsantritt eng mit dem Erfolg des Megaevents verknüpft. Paes, der verheiratet und Vater zweier Kinder ist, wurde sogar schon als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt, allerdings nur bei einem Erfolg der Spiele. "Nach Olympia wird Rio eine komplett andere Stadt sein – sozialer, sicherer und geeinter", so war seine Vision noch vor einem Jahr. Inzwischen trüben zu viele Negativschlagzeilen den Olympiazauber.

Unwirsch kanzelt Paes Journalisten ab, die nach Verschwendung öffentlicher Gelder und Korruption bei der Auftragsvergabe für die Sportstätten fragen. Der studierte Jurist hält dagegen, dass die Privatwirtschaft mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben für das Megaevent beisteuerte. Ungerecht fühlt er sich vor allem von den internationalen Medien behandelt. "Da denkt man doch, hier gibt es nur Korruption, Raub und Mord", sagt er.

Mit den Problemen wurde auch der selbstbewusst auftretende Paes dünnhäutiger und gereizter. So ließ er die Kritik der australischen Mannschaft, die die Zimmer im Athletendorf als zunächst "unbewohnbar" ablehnte, nicht auf sich sitzen. Er werde ihnen ein Känguru schicken, damit sie sich wie zu Hause fühlen, war seine Reaktion. Später entschuldigte er sich kleinmütig und lud die Mannschaft zum "cervejinha" , zum Bier, ein.

Paes weiß, dass lange Schatten auf den Olympischen Spielen liegen. Er ist um Schadensbegrenzung bemüht. Als vor vier Wochen der Bundesstaat Rio de Janeiro den Finanznotstand ausrufen musste, machte er schnell klar, dass dies nicht seiner Verantwortung entspringt. Auch als Notaufnahmen in öffentlichen Krankenhäusern wegen fehlender Finanzmittel schließen mussten, konterte er wenig sensibel: Soziale Probleme gebe es auch anderswo. Überhaupt dürften die Olympia-Besucher nicht New York oder London erwarten. (Susann Kreutzmann, 3.8.2016)