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Helge Payer hofft, dass die Vernunft einkehrt.

Foto: Reuters/Foeger

Wien – Helge Payer möchte die Mücke nicht zum Elefanten machen. Um sich sich selbst zu korrigieren: "Mücke ist es keine, es ist eine Maus." Der 36-jährige Payer ist eine Ikone von Rapid, er bewachte eine Dekade lang das Tor, betreibt eine Torwartschule, hat es zum Experten im ORF gebracht. Er kennt sich also aus im Fußball. Und speziell bei Rapid. Zudem berät Payer den 19-jährigen Maximilian Entrup. Noch, sagt er, sei die Lage im Griff, er vertraue dem Verein. "Maximilian erhält großen Zuspruch, alle unterstützen ihn, er geht damit professionell um."

Am Donnerstagabend, das 3:0 gegen Torpedo Schodsina war seit einer guten halben Stunde Geschichte, liefen die Ersatzspieler im Allianz-Stadion aus. Urplötzlich ein Knall, ein Böller war in der Nähe des Athletiktrainers explodiert. Und ganz in der Nähe von Entrup. Rapid reagierte am nächsten Tag mit einer Aussendung, darin wurde der Vorfall aufs Schärfste verurteilt. Man werde Gewalt nie und nimmer akzeptieren. Der Täter wurde mittlerweile ausgeforscht und mit einem Hausverbot belegt.

Entrups Pech ist, als Jugendlicher bei der Austria gespielt zu haben. Zusätzlich gehörte er dem Fanklub Inferno an, die Mitglieder sind keine Waserln. Payer wusste das nicht, andererseits habe es sich nur um eine Jugendsünde gehandelt. "Ein Freund hat ihn mitgenommen, er ist ein paarmal dort gewesen, es hat ihn dann überhaupt nicht mehr interessiert."

Hölle, Inferno

Gott vergibt, die aberwitzigen Rapid Ultras, zumindest einige davon, sind dazu nicht bereit. Beim 5:0 gegen Ried wurde ein Transparent aufgehängt, auf dem "M. Entrup – Die Grüne Hölle wird für dich zum Inferno" geschrieben stand. Und vor ein paar Tagen wurde von Ultras (den "Lords") eine Mail an alle Bundesligaklubs verschickt, in dem sie aufgefordert wurden, Entrup zu verpflichten. Sportdirektor Andreas Müller erinnerte das an "Slapstick".

Payer ist dagegen, die Sache zu sehr aufzubauschen. "Er fühlte sich sofort als Rapidler, den Tag der offenen Tür hat er genossen. Er will und wird sich durchbeißen." Payer erinnert an andere Vorfälle. Krzysztof Ratajczyk wurde nach seinem Wechsel zur Austria bedroht. Und als Andreas Ivanschitz von Red Bull Salzburg gekauft wurde, spielte es sich gehörig ab, Hass ist eine Untertreibung. "Man muss die Welt dieser Fans irgendwie verstehen, aber nur bis zu einem gewissen Grad, der mittlerweile weit überschritten ist. Es darf nie zu Beleidigungen oder Handgreiflichkeiten kommen", sagt Payer. "Max hält das aus. Irgendwann wird das einschlafen, da gibt es einen Selbstreinigungsprozess."

Stürmer Entrup wird vom Verein abgeschirmt, Interviewanfragen werden abgelehnt. Payer: "Das ist gut so." Rapids 3:0 gegen Torpedo war dem Elefanten übrigens näher als der Mücke. Der 23-jährige Kroate Ivan Mocinic gab ein starkes Startelfdebüt, er verteilte die Bälle, erinnerte phasenweise an sein großes Vorbild Luca Modric, den Real Madrid aber partout nicht an Rapid abgeben wollte. Trainer Mike Büskens: "Gute Passsicherheit, wir werden mit ihm noch viel Freude haben." Am Sonntag findet im Happel-Stadion das Derby gegen die Austria statt. Mocinic: "Ich weiß, dass es brisant, etwas Besonderes ist."

Ob Maximilan Entrup Rapids Kader angehört, wird sich weisen. Payer glaubt schon. "Aber die Entscheidung trifft der Verein." Es sei davon auszugehen, dass Entrup seinen Dreijahresvertrag erfüllt. "Er will es. Aber ich bin nicht Nostradamus, bin kein Hellseher." Büskens sagt: "Er hat von uns alle Unterstützung, die er braucht. Wir sprechen mit ihm sehr oft über das Thema."

Die Maus, so Payer, solle jedenfalls wieder zur Mücke schrumpfen. Dringend. (Christian Hackl, 5.8.2016)