Pretoria – Bei den Kommunalwahlen in Südafrika hat der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) auch in der Hauptstadt Pretoria eine schwere Schlappe einstecken müssen. Wie die Wahlbehörde am Samstag nach Auszählung aller dort abgegebenen Stimmen mitteilte, kam die größte Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) auf 43,1 Prozent der Stimmen, der ANC auf 41,2 Prozent.

In Pretoria, das seit dem Jahr 2000 Teil der Metropolgemeinde Tshwane, verfügte der ANC bisher über die absolute Mehrheit. Bereits am Freitag war ein weiteres für den ANC niederschmetterndes Ergebnis bekannt geworden: Die liberale Partei DA errang in Port Elizabeth (offizieller Name: Nelson Mandela Bay) nach Auszählung aller Stimmen 46,7 Prozent, der ANC 40 Prozent.

In Port Elizabeth und in Pretoria ist die DA mangels absoluter Mehrheit auf Koalitionspartner angewiesen. Die Partei Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit (EFF), eine linke Abspaltung vom ANC, könnte hier eine Rolle spielen.

Enges Rennen in Johannesburg

Landesweit kam der ANC, die Partei des verstorbenen Freiheitskämpfers und späteren Staatschefs Nelson Mandela, auf knapp 54 Prozent der Stimmen gegenüber 62 Prozent bei den Wahlen vor fünf Jahren. Die größte Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) lag mit 26 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von der Partei EFF des ehemaligen ANC-Jugendführers Julius Malema. Diese errang aus dem Stand acht Prozent der Stimmen, in Pretoria sogar zwölf Prozent.

Die DA stellt in Kapstadt mit 66 Prozent der Stimmen weiterhin den Bürgermeister. In Johannesburg zeichnete sich ein enges Rennen zwischen dem ANC und der DA ab. Dort waren noch nicht alle Stimmen ausgezählt. Die Wahlkommission wollte die endgültigen Ergebnisse am Abend bekannt geben.

Für den ANC handelt es sich landesweit um das schlechteste Ergebnis seit dem Ende der Apartheid 1994. Die Regierungspartei und Staatspräsident Jacob Zuma stehen wegen Korruptionsaffären und anhaltender Missstände im Land in der Kritik. Die Arbeitslosenquote in Südafrika liegt bei 27 Prozent, das Wirtschaftswachstum stagniert.

Deshalb galten die Kommunalwahlen als Stimmungstest für die nächste Parlamentswahl 2019. Der Verlust größerer Städte sowie der mögliche Zwang zur Bildung von Koalitionen könnten dem ANC nun einen kräftigen Dämpfer verpassen. Zu der Wahl am Mittwoch hatte sich eine Rekordzahl von 26,3 Millionen Wählern registrieren lassen. (APA, AFP, 6.8.2016)