Der Isländer Arnor Traustason (ganz rechts) frischte die schlechte EM-Erinnerung von Austrias Torhüter Robert Almer auf. Huh!

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Enttäuschung bei Austrias Jens Stryger Larsen.

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Wien – Die Beziehung zwischen der Austria und dem Happel-Stadion scheint eine schwierige zu sein, es gibt ein wohl unlösbares Kapazitätenproblem. Der Bau ist einfach zu groß beziehungsweise die Anhängerschaft des Untermieters zu klein. Beides wird in den nächsten zwei Jahren so bleiben. In dieser Leere fand am Sonntagnachmittag vor nur 15.270 Zuschauern das 318. Wiener Derby statt.

Die Ausgangsposition war klar, beide haben sich unter der Woche fürs Playoff zur Europa League qualifiziert. Die Austria ist zudem mit zwei Siegen nahezu glorreich in die Liga gestartet, Rapid konnte damit nicht dienen, das 0:1 in Altach erinnerte frappant an die Wankelmütigkeit aus der Vorsaison. Auf den Bänken saßen zwei Trainer aus Deutschland, Thorsten Fink und Mike Büskens, das ist in Wien eine halblustige Rarität. Laut dem Rapidler Büskens kennt man sich, aber man kennt sich nicht näher.

Eine Menge Neulinge

Fink belohnte Kevin Friesenbichler, den Torschützen gegen Spartak Trnava, mit einem Platz in der Startformation, bei Rapid fiel Thomas Murg kurzfristig aus, Tamas Szanto gab somit sein Derby-Debüt. Da die Hütteldorfer auf dem Transfermarkt relativ gewütet und ungefähr sechs Millionen Euro ausgegeben haben, war der Kreis der Neulinge groß. Der Kroate Ivan Mocinic, der Isländer Arnor Traustason, der Brasilianer Joelinton kennen die Brisanz nur aus Erzählungen. Traustason ist übrigens jener freche Kerl, der bei der EURO das 2:1 für Island geschossen hat. Robert Almer hat das mittlerweile verdrängt.

Das Spiel entwickelte sich sehr passabel, beide Teams hinterließen sofort den Eindruck, den Sieg unbedingt zu wollen. Die Austria versuchte es mit einem 4-4-2-System, Rapid mit einem 4-2-3-1. Es wurde nicht abgewartet, sondern das Wohl in der Offensive gesucht, ohne dabei blind zu verteidigen. Mocinic schoss in der zweiten Minute drüber, die Austria schickte immer wieder Olarenwaju Kayode auf die Reise, aber der ist mitunter schneller als der Ball. Generell passte das Tempo, manchen Aktionen fehlte die Präzision, aber man kann und soll vom österreichischen Fußball nicht alles verlangen.

Traustason trifft, Traustason scheidet aus

33. Minute: Flüssiger Angriff von Rapid, über Louis Schaub gelangt der Ball zu Szanto, der legt für Traustason auf, der wiederum mit perfekter Schusstechnik zum 1:0 trifft und Almers Erinnerung auffrischt. 43. Minute: Schütze Traustason scheidet nach einem Zweikampf mit Felipe Pires verletzt aus (Schlag auf das rechte Knie), Philipp Schobesberger ersetzt ihn. Rapid war reifer, organisierter, kombinationssicherer.

Almer rettete nach Wiederanpffif vor Schobesberger (52.), hielt die Seinen also am Leben. 63. Minute: Jan Novota trug zur Reanimation des Gegners bei. Nach einem Steilpass von Stryger Larsen rennt der Rapid-Goalie aus nicht nachvollziehbaren Gründen Kayode entgegen, der ist diesmal so schnell wie der Ball, macht den Ausgleich. 65. Minute: Rapid korrigiert den eigenen Tormann, Maßflanke Thomas Schrammel, Schaub volliert das 2:1. Und nach einem Konter aus dem Bilderbuch erhöhte der eingewechselte Srdjan Grahovac auf 3:1 (86.). Joelinton legte zum 4:1 nach (93.) Die Austria hatte sich aufgelöst, Rapid ist nun hinter Altach Zweiter. (Christian Hackl, 7.8. 2016)

Bundesliga (3. Runde):
Austria Wien – Rapid Wien 1:4 (0:1). Ernst-Happel-Stadion, 15.270 Zuschauer, SR Drachta.

Tore: 0:1 (33.) Traustason, 1:1 (63.) Kayode, 1:2 (65.) Schaub, 1:3 (87.) Grahovac, 1:4 (93.) Joelinton

Austria: Almer – Larsen, Windbichler, Filipovic (60. Grünwald), Martschinko – Serbest, Holzhauser – Pires, Friesenbichler (77. Tajouri), Venuto (88. Kvasina) – Kayode

Rapid: Novota – Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel – Schwab, Mocinic – Schaub, Szanto (57. Grahovac), Traustason (44. Schobesberger) – Joelinton (94. Entrup)

Gelbe Karten: Larsen bzw. Mocinic