AfD-Chefin Frauke Petry (Mitte) muss sich mit Anfragen von Wählern herumschlagen, die eine "Postillon"-Satire ernst nehmen. Das tat offenbar auch AfD-Politikerin Beatrix von Storch (links).

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Das deutsche Satireportal "Der Postillon" sorgt wieder einmal für Aufregung in sozialen Netzwerken. Die Plattform hatte im April gescherzt, dass "in Wahrheit" die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Merkel-kritische rechtspopulistische AfD gegründet habe. Merkels Plan sei es, durch die AfD jene Wähler abzuholen, deren politische Einstellung "rechts von CDU/CSU" angesiedelt ist. Die "Postillon"-Satire, die im Stil eines investigativen Berichts von "Der Spiegel" oder "Die Zeit" aufgebaut ist, berichtet außerdem von "geheimen Dokumenten" des Innenministeriums und SMS von Merkel an Petry.

Gerüchte wieder viral

Dass es sich dabei um Satire handelt, ist einigen Menschen nicht klar. Die Verwirrung wurde durch eine oft extrem rassistische und fremdenfeindliche Seite namens "Schutzengel-Orga" befeuert, die ebenfalls "Satire" präsentieren will, dabei aber tatsächlich zum Fremdenhass anstachelt. Der Beitrag der "Schutzengel-Orga" datiert aus vergangenem Mai. Doch jetzt, drei Monate später, nehmen die Gerüchte plötzlich wieder an Fahrt auf.

Petry: "Wir empfehlen Recherche"

Mehrere AfD-Unterstützer fragen beispielsweise AfD-Chefin Frauke Petry auf deren Facebook-Seite, ob die Meldung tatsächlich stimme. "Wir empfehlen immer wieder die Recherche zu solchen Sachen", antwortet der Admin der Petry-Seite dem Nutzer. Einem anderen Wähler schreibt das Team der AfD-Obfrau: "Wer Facebook nicht oft nutzt, könnte den Postillon nicht kennen."

Tatsächlich zeigen die Übernahme von Gerüchten und die Einstufung von Satire als Fakt, wie verunsichert Teile der Bevölkerung mittlerweile sind. Die AfD selbst spricht oft von der "Lügenpresse" und rät Nutzern, etablierten Medien nicht zu vertrauen.

Satire für bare Münze

Auch rechtspopulistische Spitzenpolitiker fielen in der Vergangenheit auf Satire herein. Beatrix von Storch, EU-Abgeordnete der AfD, schrieb im Juni davon, dass die EU Fußball-Nationalmannschaften abschaffen wolle – was einem "Postillon"-Beitrag entstammen könnte. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verlinkte im September 2015 auf eine Satire-Meldung, der zufolge die Terrormiliz IS von der CIA oder dem israelischen Mossad unterstützt wird. Außerdem glaubte Strache am 1. April 2015 einer "Presse"-Meldung, dass die EU ein Verbot von Schnitzelpanier plane. (red, 9.8.2016)