Prosi, schon bisher der tollste Shop des Landes für Gewürze und exotische Lebensmittel, hat vis-à-vis ein Restaurant eröffnet.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Prosi steht für ziemlich exotisches Essen, wie man es in Wien bislang kaum bekommt

Foto: Gerhard Wasserbauer

Prosi sollte man als Wiener kennen. Der legendäre Spiceshop beim Gürtel bietet auf etlichen Hundert Quadratmetern, was die Stadt zur echten Großstadt macht – nämlich jene Gewürze und Zutaten, die all die Wiener aus Ecuador und Bangladesch, aus Angola und Nepal, aus der Mongolei, Marokko, Sri Lanka und aus zig anderen Herkunftsländern mehr benötigen, um zu kochen. Einen kosmopolitischeren Ort wird man in Wien wahrscheinlich kaum finden, die Uno-City inklusive.

Gegründet wurde diese Wunderkammer unbekannter Gewürze, Kräuter, Gemüse und Geschmäcker vor 17 Jahren von Prince Pallikunnel, einem Lehrer aus Kerala im Süden Indiens, der nach Wien gekommen war, um Wirtschaft zu studieren. Vis-à-vis betreibt er seit Jahren ein Kosmetikgeschäft mit derselben Ausrichtung, an einer dritten Ecke der Kreuzung Kandl-/Wimbergergasse wurde jetzt noch ein Ableger aufgemacht.

Self-Service

Das Prosi Exotic Restaurant preist sich gleich beim Eingang als Wirtshaus an, in dem die Küchen "von über 60 Ländern" zelebriert werden.

Das stimmt noch nicht ganz, das Angebot konzentriert sich einstweilen auf den indischen Subkontinent, in Zukunft aber sollen wechselnde Gastköche einen Einblick in die Küchen ihrer Heimatländer geben. Was gleich auffällt: Die klinisch anmutende Sauberkeit des großen, in L-Form angelegten Restaurants, dessen zentrales Dekorelement ein riesiger Fernseher ist, auf dem entweder Fußball oder indische Musikvideos laufen. Und die niedrigen Preise, die wohl auch dem Self-Service-Prinzip geschuldet sind.

Wobei: Ein paar nordindische Gerichte, das wunderbar saftige, mit Nelken, Kardamom, Chili gewürzte Byriani (ein Hendl-Reisfleisch der Extraklasse), wird ebenso wie die mit scharfem Spice-Rub eingeriebene, gegrillte Makrele oder das cremig-nussige Chicken Curry samt fantastischem, vielschichtig gebackenem Porotta-Brot, auf Bestellung gemacht und zu Tisch gebracht. Naan, die sonst so flaumig-knusprige Butterflade, hingegen gelingt nicht ganz so, wie man das bei anderen Indern liebt.

Weitschweifende Düfte

Die Vitrine ist in drei Sektionen aufgeteilt, zuerst kommen die frittierten Vorspeisen, klassische Samosas zum Beispiel, Kichererbsen-Spinat-Pakoras, aber auch flaumig-fettige Donuts aus Linsenmehl und Zwiebel, die auf Nachfrage warm serviert werden. Dann die vegetarischen Curries, bei denen jener aus Kichererbsen mit seinem nachhaltigen Nelkenduft in Erinnerung bleibt, und ein sehr mildes, leuchtend gelbes mit Maniok, das man vor allem wegen der eigentümlichen, elastisch-festen Konsistenz der Knolle gekostet haben will.

Dhosa, die gesäuerten, aus fermentiertem Linsen-Reismehlteig gebackenen, südindischen Fladen werden frisch auf der gusseisernen Platte gemacht und mit diversen Chutneys serviert – ziemlich exotisches Essen, wie man es in Wien bislang kaum bekommt.

Die Speisekarte ist lang, ein Besuch reicht eindeutig nicht, um einen gültigen Eindruck der Vielfalt zu bekommen. Am besten funktioniert das mittels der klassischen Thali-Platten, bei denen eine Auswahl fünf verschiedener Currys auf einer Platte zu Tisch kommt. Mango Lassi, mit einem Hauch Kardamom gewürzt, löscht den Durst an extrem heißen Tagen ideal, die vielfältige Auswahl exotischer Biere (nigerianisches Guinness!) und den Cider aus Südafrika will man aber auch irgendwann probieren. (Severin Corti, RONDO, 12.8.2016)

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Serie Grätzelmacher: Herrn Prosis Straßenfest in Wien-Neubau