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Früher oder später müssten sich die USA zwischen der Gülen-Bewegung und der Türkei entscheiden, sagte er türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

Foto: Reuters/Murat Cetinmuhurdar/Presidential Palace/Handout

Ankara – Seit dem Putschversuch Mitte Juli bislang 35.022 Menschen zumindest vorübergehend festgenommen worden. Gegen 17.740 von ihnen, also mehr als die Hälfte, sei Haftbefehl ergangen und sei blieben im Gefängnis, verlautete am Donnerstag aus Regierungskreisen. Knapp 11.600 Menschen seien wieder freigelassen worden. 5.685 Menschen blieben in Gewahrsam.

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sind am Donnerstag zudem weitere 648 Richter und Staatsanwälte zur Fahndung ausgeschrieben worden. Die Staatsanwaltschaft ermittele wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, meldete Anadolu am Donnerstag.

Bereits am Vortag seien sie vom Dienst suspendiert worden. Alle Betroffenen gehörten dem Hohen Rat der Richter und Staatsanwälte (HSYK) an. Der HSYK (Hakimler ve Savcilar Yüksek Kurulu), ist unter anderem für Personalfragen in der Justiz zuständig.

"Wir oder Gülen"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat unterdessen von den USA erneut die Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen gefordert, den er für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich macht. Erdoğan sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag: "Früher oder später werden die Vereinigten Staaten von Amerika eine Entscheidung treffen: Entweder die Türkei oder Fetö." Fetö ist die türkische Abkürzung für die Gülen-Bewegung, die die Türkei als Terrororganisation einstuft.

Knapp vier Wochen nach dem Putschversuch erklärte Erdoğan die nächtlichen "Demokratie-Wachen" auf öffentlichen Plätzen für beendet. Bei einem Besuch einer solchen Veranstaltung vor dem Präsidentenpalast in Ankara in der Nacht auf Donnerstag dankte Erdoğan den zahlreichen Teilnehmern, die seit dem Putsch seinem Aufruf zu den nächtlichen Demonstrationen im ganzen Land gefolgt waren. Zugleich rief er die Bevölkerung dazu auf, weiter wachsam zu bleiben.

Hunderte Juristen auf Fahndungsliste

Nach der Niederschlagung des Putschversuches hatte Erdoğan die Bevölkerung dazu aufgerufen, öffentliche Plätze zu besetzen, um weiteren Putschisten keinen Raum zu lassen. Auf Plätzen wie dem Istanbuler Taksim-Platz oder vor dem Präsidentenpalast in Ankara versammelten sich seitdem jede Nacht zahlreiche Menschen. Ihren Höhepunkt bildete eine Demonstration in Istanbul gegen den Putsch am vergangenen Sonntag, zu der Millionen Teilnehmer zusammenkamen. (APA, 11.8.2016)