Heute ist die Venus permanent von einer dichten Wolkendecke verhüllt. Der Treibhauseffekt sorgt auf ihrer Oberfläche für höllische Temperaturen. Möglicherweise war dies vor einigen hundert Millionen Jahren anders.

Foto: Nasa

New York – Möglicherweise war unsere Erde vor langer Zeit nicht der einzige Planet unseres Sonnensystems, auf dem Leben eine Chance hatte, sich zu entwickeln. In den vergangenen Jahren fanden Astronomen etwa zahlreiche Indizien dafür, dass der Mars früher sowohl flüssiges Wasser als auch eine dichtere Atmosphäre besaß. Ein vergleichbares Bild könnte aber auch die Venus geboten haben, wie nun eine internationale Forschergruppe aufgrund von Modellberechnungen vermutet.

Heute ist unser Geschwisterplanet, der fast genauso groß ist wie die Erde, ein geradezu höllischer Ort. Auf mittlerem Bodenniveau ist der Luftdruck etwa 90 Mal so hoch wie auf der Erde; das entspricht dem Druck in über 900 Metern Meerestiefe. Eine dichte Wolkendecke aus Schwefelsäuretröpfchen lässt nur zwei Prozent des Sonnenlichts durch und beschert der Venusoberfläche ewiges Zwielicht. Aufgrund des enormen Treibhauseffektes herrschen dort Temperaturen von über 450 Grad Celsius. Hier nach Leben zu suchen, erscheint also sinnlos.

Vier Szenarios

Doch es könnte sein, dass die Venus vor einigen hundert Millionen Jahren bedeutend freundlichere Bedingungen bereitgestellt hat. Das Team um Michael Way vom Nasa Goddard Institute for Space Studies in New York ging bei seinen Venus-Simulationen von ähnlichen Startparametern wie bei der Erde aus. Von dieser Grundlage ließen sich vier Szenarios ableiten, die einen Zeitraum zwischen 2,9 Milliarden Jahren und 715 Millionen Jahren vor heute abdeckten, eine Ära also, in der sich auf der Erde bereits mehrzelliges Leben entwickelt hatte.

Die Astronomen stellten fest, dass eine der Simulationen eine Venus ergab, die bis vor 715 Millionen Jahren über lange Zeiträume hinweg angenehme Temperaturen und flüssiges Wasser besaß. Ausschlaggebend dafür war eine dünne, stickstoffreiche Atmosphäre in Verknüpfung mit der im Vergleich zur Erde sehr langsamen Rotation.

Diese Kombination von Bedingungen führte nach den Berechnungen der Forscher dazu, dass die hohe Sonneneinstrahlung auf der Nachtseite der Venus wieder abgestrahlt wurde, während sie heute von der ungleich dichteren Gashülle festgehalten wird. Was dazu führte, dass sich die Venus inzwischen so unwirtlich zeigt, ließ sich aus dem Modellen nicht ableiten. Die Wissenschafter vermuten allerdings, dass es etwas mit der Eigenrotation des Planeten zu tun hat: Ein Venustag entspricht 243 Erdtagen und ist damit um 18 Tage länger als ein Venusjahr. (red, 15.8.2016)