Agosto, mês do desgosto." Jedes brasilianische Kind kennt diese, nun ja, Weisheit. Der August bringt nichts als Ärger. Zumindest abergläubischen Brasilianern gilt der August von jeher als Unglücksmonat, und es gibt keinen Brasilianer, der nicht abergläubisch wäre. Eh klar, dass das jetzt passiert, sagt jeder, wenn im August etwas passiert. Und es passiert ja auch wirklich genug im August, nämlich ziemlich genau jeder zwölfte Unglücksfall.

Aber so braucht man den Brasilianern gar nicht erst kommen. Jeder kann zig Prominente aufzählen, die im August ihren letzten Atemzug getan haben. Rodolfo Valentino, Bertolt Brecht, Marilyn Monroe, Elvis Presley, Richard Burton, Lady Diana, Robin Williams, zuletzt Ivo Pitanguy, der Schönheitschirurg. Das kann kein Zufall sein.

Brasilianer schauen, dass sie wichtige Termine entweder noch rasch im Juli erledigen oder in den September verschieben. Hochzeiten, Taufen, Operationen, geschäftliche Termine. Seinerzeit ist der berühmte Schriftsteller und Wahlbrasilianer Stefan Zweig noch so richtig ins Schwärmen geraten. "Diese Zartheit des Gefühls, diese Abwesenheit jeder Vehemenz will mir vielleicht als die charakteristischste Eigenschaft des brasilianischen Volkes erscheinen." Doch das ist auch schon wieder gut 75 Jahre her.

Wie groß der brasilianische Jammer über die Spiele, die 10,8 Milliarden Euro kosten, noch wird, bleibt abzuwarten. Österreich hat Verständnis, hier kennt man ein ähnliches Sprichwort: August, August, der macht, was er will. Es ist doppelt schade, dass die Brasilianer die Spiele trotz etlicher Ansuchen beim IOC nicht vorverlegen durften. Nicht auszudenken, wie viele österreichische Medaillen es im Juli geregnet hätte. (Fritz Neumann, 12.8.2016)