Noch immer kommen uns ideologisch verbohrte Marktpropheten mit der Erklärung, dass Deregulierung und global integrierte Märkte mit so wenig Regeln wie möglich den Wohlstand aller heben und Prosperität sichern würden. Dabei hat uns diese Ideologie an die Schwelle zum Abgrund gebracht.

Die ganz normalen Menschen wissen natürlich längst, dass das nicht stimmt, weil es immer irgendjemanden gibt, der es billiger macht als sie, und sie auf der Strecke bleiben – und wählen, auch als Revolte gegen die Globalisierung, Rechtspopulisten und Rechtsradikale, stimmen für Brexit oder Clowns wie Donald Trump.

Sie wissen, wie der US-Ökonom Dani Rodrik schreibt, dass es natürlich immer Gewinner und Verlierer gibt – und sie zu den Verlierern zählen. Denn die Geschichte zeigt, so Rodrik: "In der Realität kriegen die Verlierer nie etwas von den Zuwächsen der Gewinner ab."

Selbst Larry Summers, als Finanzminister unter Bill Clinton so etwas wie der Posterboy der globalen Marktliberalisierung, hat das heute eingesehen, indem er sagt: "Im Kern ist die Revolte gegen die Globalisierung nicht eine Folge von Dummheit. Es ist ein Gespür, und gewiss kein völlig unberechtigtes, dass die globale Integration von Eliten für Eliten vorangetrieben wird mit wenig Beachtung der Interessen normaler Leute."

"Der Kapitalismus soll netter werden", titelte unlängst die deutsche "Zeit" und fügte hinzu: "Die Mächtigen der Welt haben ein neues Projekt: Sie wollen den Gegnern der Globalisierung mit Umverteilung den Wind aus den Segeln nehmen." Nun ja, der Glaube an die Lernfähigkeit verbohrter Ideologen und Technokraten, die noch immer verstaubten Glaubenssätzen aus den 90er-Jahren des vergangenen Jahrtausends anhängen, will nicht recht aufkommen.

Aber klar ist: Wenn es nicht gelingt, die normalen Menschen vor den Verheerungen liberalisierter und global integrierter Märkte zu schützen, dann wird uns der ganze Krempel um die Ohren fliegen. (Robert Misik, 15.8.2016)