Edith Bayer kombinierte ihre Erfahrungen als psychosoziale Beraterin mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung – und packte sie in ein Buch ("Erste Hilfe für den Berufsalltag"). Es enthält Tipps und Übungen, illustriert mit Zeichnungen der Comic-Künstlerin Renate Mowlam. DER STANDARD zeigt eine Auswahl:

"Fülle-Denken" statt "Mangel-Denken"

Aus der Resilienzforschung ist bekannt, dass Menschen mit Problemen besser umgehen können, wenn sie auf Positives fokussieren. "Überlegen Sie sich: Haben Sie eher ein 'Mangel-Denken', richtet sich Ihre Aufmerksamkeit also auf Unangenehmes? Oder können Sie aus einem 'Fülle-Denken' Kraft schöpfen?", fordert Trainerin Bayer ihre Leser auf. Anstatt andauernd über Nicht-Geschafftes nachzudenken, solle man sich bewusst an Erfolge erinnern.

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag

Gewohnheiten abgewöhnen

Gewohnheiten wohnen in uns "und ermöglichen eine relativ energiesparende Bewältigung unserer Lebensaufgaben", schreibt Bayer. Nicht zuletzt deshalb sei es auch so schwer, alte, lästige loszuwerden. Auf dem Weg zum Ziel könne es immer wieder Rückschritte geben, der gute Rat: man solle diese "Ehrenrunden" gelassen nehmen – und sich überlegen, wie man weiter tut, welche Strategie man anwenden möchte, damit es nächstes Mal besser gelingt.

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag

Pausen einlegen

Bayers Tipp: Bei der Arbeit nach etwa zweieinhalb Stunden eine mindestens fünfminütige Pause zu machen. "Sie können dadurch Leistungsfähiger werden, ihre Aufnahmefähigkeit erhöhen und Ihren Energielevel steigern", schreibt die Beraterin. "Nehmen sie bewusst wahr: Wie fühlt sich Ihr Körper an? Wo braucht er eine Entlastung und wie können Sie diese herbei führen."

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Pausen gestalten

Sinnvolle Aktivitäten, um Pausen zu verbringen seien auch: Atemübungen, langsam ein (heißes) Glas Wasser trinken, aus dem Fenster schauen, das Haustier streicheln oder einmal um den Block gehen. "Finden Sie Aktivitäten, die Ihnen Spaß machen und Sie mit neuer Energie versorgen", schreibt Bayer. "Und vor allem: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Dinge, die Sie schon geschafft haben." (siehe Fülle-Denken)

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag

Gedanken an die Arbeit loswerden

Stress in der Arbeit mit heim nehmen? Schwer abschalten, schlecht einschlafen zu können – Wer kennt das nicht? Rituale, schreibt Bayer, könnten dabei helfen, Beruf und Privat besser trennen zu können. Eine Auswahl: Konzentriert die Türe schließen und Gedanken an Belastendes aussperren. Sie in einen (imaginären) Rucksack packen. Die Ereignisse des Tages mit einer Handwäsche "wegwaschen". Sie im Stiegenhaus mit jeder Treppe ein Stück weiter zurück lassen.

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag

Stresslevel senken

Bayer empfiehlt, auf den Satz "Ich habe Stress" mit der Frage "Wovor habe ich Angst?" nachzuhaken. "Auf diese Weiße können Sie leichter Ihre realistischen Handlungsmöglichkeiten erkennen." Zum Beispiel: Ist es wirklich nicht machbar? Ist es nicht in der vorgegebenen Zeit zu schaffen? Was passiert wirklich, wenn es nicht fertig wird? Wie könnte ich die Aufgabe doch lösen? "Vergessen Sie nicht, oft ist Stress, oder zumindest ein Teil davon, ein wenig hausgemacht und gar nicht notwendig."

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Herausfinden, was wirklich wichtig ist

Keine Zeit zu haben ist zum Zeitgeist avanciert. Indem man sich ständig darüber beklage, gerate man immer stärker in die Opferrolle, sagt Bayer. Man solle sich daher zunächst bewusst machen, dass man sich für wirklich Wichtiges ja sehr wohl Zeit nehme – und den Satz "Ich habe keine Zeit" daraufhin zu verändern in: "Dafür nehme ich mir nicht die Zeit." Anschließend könne man darüber nachdenken, ob man seine Prioritäten nicht vielleicht verändern wolle. "Es ist Ihre Zeit, die sie so sinnvoll wie möglich füllen sollten."

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag

Hindernisse gelassener nehmen

Restriktionen – beispielsweise das Wetter, das Verhalten anderer – hindern einen manchmal daran, Pläne umzusetzen. Geht die ursprüngliche Strategie nicht auf, solle man nicht alles daran setzen, die Hürden zu bekämpfen ("denn dann kämpfen Sie gegen Unabänderlichkeiten"). Bayer rät: "Die Einschränkungen annehmen und dann eine zweite Wahl treffen, und auch die Ambivalenzen anzunehmen, dass es eben nur eine zweite Wahl ist."

Foto: Renate Mowlam/Goldegg Verlag