Die übersteigerte Erwartungshaltung ist ein Grundbaustein der österreichischen Psyche. Im Augenblick der Niederlage wird dann vom "kenntnisreichen" Beobachter alles schlechtgeredet.

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Rio de Janeiro / Wien – Österreichs Beachvolleyball-Duo Clemens Doppler und Alexander Horst hat etwas loszuwerden. In der Öffentlichkeit. Aber nicht aus Unzufriedenheit über eine verpasste Medaille. Bezüglich der Berichterstattung einiger Medien wehrte sich Horst gegen die Bezeichnung "Olympia-Tourist".

"Für mich ist die Bezeichnung 'Olympia-Touristen' nicht in Ordnung. Wenn sich jemand in direkten Duellen gegen viele andere Nationen oder über Zeitlimits für Olympia qualifiziert, gehört er zu den Besten der Welt und hat es verdient, bei den Spielen anzutreten. Egal ob er dort in der ersten Runde ausscheidet oder Fünfter wird", wurde der bereits nach Österreich zurückgekehrte Horst in einer Aussendung zitiert.

Darin heißt es weiter: "Ein frühes Aus ist weder peinlich noch sonst irgendwas, die Leistungen liegen in allen Sportarten wirklich eng beieinander. Natürlich erhofft sich jeder bei den Olympischen Spielen eine Medaille, aber den meisten bleibt dieser Wunsch unerfüllt. Wenn nur noch Sportler mit einer sehr hohen realistischen Medaillenchance als echte Profis bezeichnet werden und bei den Spielen antreten, dann wird bald nur mehr eine Handvoll Athleten starten – zum Beispiel im 100-Meter-Sprint nur mehr die Top-Fünf-Läufer, da die anderen nicht so schnell sind und daher für den Sieg nicht infrage kommen. Doch dann blieben alle Überraschungen aus, und die Olympischen Spiele wären eine kurze Angelegenheit", sagte Horst weiter.

Sieg gegen Topfavoriten keine Leistung?

Auch der noch in Rio weilende Doppler nahm zum Olympia-Abschneiden nochmals Stellung: "Natürlich haben wir das Ziel Medaille verpasst. Aber wir können und dürfen mit der gezeigten Leistung nicht gänzlich unzufrieden sein. Wir haben an der Copacabana zwei Spiele gewonnen, darunter – als bis jetzt Einzige – Alison/Bruno auf ihrem Heimcourt vor lautstarken brasilianischen Fans in die Knie gezwungen. Die sind die Nummer eins der Welt und stehen jetzt im Finale."

Laut Doppler sei die Weltspitze momentan so breit und ausgeglichen, dass viele Komponenten über Sieg und Niederlage entscheiden. "Nicolai/Lupo, gegen die wir die letzten drei Duelle gewonnen haben, sind nur als Lucky Loser aus der Gruppe gekommen und stehen jetzt trotzdem verdient im Finale. Alles ist möglich!"

Coach Robert Nowotny meinte: "Das Binnenland Österreich war mit zwei Teams beim olympischen Beachvolleyballturnier dabei, beide haben es direkt ins Achtelfinale geschafft. Das hätten wir ohne Fördermittel von "Rio 2016" nicht realisieren können. Die Investitionen in die sportliche Infrastruktur der Athleten waren sehr wichtig und sind eigentlich nicht mehr wegzudenken. Jetzt können wir endlich mit großen Sport- und Volleyballnationen mithalten und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Medaillen fallen jedoch nicht vom Himmel, so wie Athleten nicht wie Schwammerln aus dem Boden schießen." (APA, red, 17.8.2016)