Stefan Schwab ist zu Rapid gekommen, um sehr lange zu bleiben.

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Zilina/Wien – Stefan Schwab sagt, dass er "glücklich" und "dankbar" sei. Wer gibt, darf auch nehmen. Als ihm Rapid vor ein paar Wochen ein Vertragsangebot bis 2020 legte, war das für Schwab eine Art Liebeserklärung. "Es ist schön, wenn sie dich wollen, auf dich bauen, mit dir planen, dich schätzen." Der 25-Jährige teilt nicht den Traum des gewöhnlichen, selbstverständlich begabten österreichischen Fußballers. Die wollen allesamt ins Ausland, einige schaffen es, andere versumpern. Schwab sagt zu sich selbst und zum Standard: "Ich will Titel gewinnen, nicht irgendwo in einer zweiten Liga gegen den Abstieg kämpfen. Rapid hat Perspektiven. Warum sollte man etwas krampfhaft ändern, wenn man sich rundum wohlfühlt?"

Der zentrale Mittelfeldspieler vertritt derzeit den rekonvaleszenten Steffen Hofmann als Kapitän. Der ist bald 36, die Iden der Karriere sind längst überschritten, also wird Schwab eher früher als später zur Dauerlösung. "Ich gebe Steffen die Schleife gerne zurück, sie gehört ihm, das ist diskussionslos." Hofmann sei ein Vorbild, ein Führungsspieler, eine Vereinsikone. Schwab tritt also in große Fußstapfen. "Führungsspieler wird man nur durch Leistungen, du musst dir den Respekt erarbeiten. Ich muss noch ballsicherer, noch konzentrierter werden." Er habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. "Vielleicht liegt das in den Genen."

Schwab ist schon als 13-Jähriger von Saalfelden nach Salzburg in die Red Bull Akademie übersiedelt. "Du lernst früh, Dinge selbst zu regeln. Diese Fähigkeit haben mir meine Eltern mitgegeben." Im Juni 2014 ist er von der Admira zu Rapid gewechselt, die Eingewöhnungsphase war nicht einfach. Anderes Tempo, anderer Stress, andere Erwartungen. In der Vorsaison hat er die neue Welt in den Griff bekommen, er war mit acht Treffern sogar der beste Schütze. Schwab ist Ex-Trainer Zoran Barisic dankbar, "dass er mit mir Geduld hatte". Die Trennung von Barisic zwei Tage vor dem Trainingsauftakt habe ihn verblüfft. "Aber es ist immer schwierig, wenn Spieler über Trainer sprechen. Was sollen sie schon groß sagen?"

Harte Hand

Unter Nachfolger Mike Büskens habe sich die Spielweise kaum verändert. "Er macht uns auf viele Details aufmerksam, warnt davor, faul zu sein." Sportdirektor Andreas Müller hatte Barisic vorgeworfen, im Umgang mit den Spielern zu nett gewesen zu sein. Schwab: "Das sagt der Sportdirektor. Aber Büskens hat sicher die härtere Hand. Was besser oder schlechter ist, wird sich zeigen. Derzeit ist alles nur eine Momentaufnahme."

Die Momente seien aber erfreulich bis wunderbar. Man habe natürlich in das neue Stadion Hoffnungen gesetzt, "aber die wurden übertroffen. Die Stimmung ist ein Wahnsinn." Anders ausgedrückt: Die große Fußballwelt, zumindest ein Hauch davon, hat die Ausfahrt Hütteldorf genommen: "Wir sind eine Heimmacht. Früher wurden durch Transfers Löcher gestopft, jetzt wird investiert." Schwab verweist auf die Neuzugänge Ivan Mocinic und Arnor Traustason.

Keine schlaflosen Nächte

Dass er es noch nicht ins Nationalteam geschafft hat, führt zu keinen schlaflosen Nächten. "Wache ich auf, wird mir klar, wie gut es mir geht." Vor einem Jahr hat ihn Marcel Koller zu einem Lehrgang eingeladen, danach herrschte Funkstille. "Ich will das nicht interpretieren, aber ich will mich über Rapid aufdrängen."

Schwab nennt Andrea Pirlo sein fußballerisches Vorbild, menschlich ist es sein älterer Bruder Roland, ein Ex-Volleyballer. Stefan Schwab hat ein Motto, einen Leitspruch: "Du musst öfter aufstehen als hinfallen."

Rapid gastiert am Donnerstag im Hinspiel des Playoffs zur Europa League in Zilina (Liveticker auf derStandard.at). Zilina deshalb, weil das Stadion des slowakischen Meisters AS Trencín den europäischen Ansprüchen nicht genügt. Gekickt wird auf Kunstrasen. Schwab ist der Kapitän. "Unser Anspruch muss die Gruppenphase sein. Aber wir haben Respekt. Wir müssen auswärts cooler auftreten, Lösungen finden." Nach dem Spiel und nach der Karriere möchte Schwab sagen: "Ich habe alles gegeben. Im Fußball und im Leben geht es darum, dass du dich in den Spiegel schauen kannst." (Christian Hackl, 17.8.2016)

Europa-League-Play-off, Hinspiel:

AS Trencin – SK Rapid Wien (Zilina, Stadion pod Dubnom, Donnerstag, 21.05 Uhr/live ORF eins, SR Stefan Johannesson/SWE). Rückspiel am 25. August (21.05 Uhr/live ORF eins) im Allianz Stadion. Der Aufsteiger steht in der Europa-League-Gruppenphase.

Trencin: Chovan – Sulek, Ket, Rafael, Holubek – Baez – Kalu, Janco, Lawrence, Bala – Janga

Ersatz: Semrinec – Prekop, Cong Huang, Diks, Mikes, Klescik, Johnson

Rapid: Novota – Pavelic, Schößwendter, Dibon, Schrammel – Mocinic, Schwab – Schaub, Szanto, Schobesberger – Joelinton

Ersatz: Strebinger, Gartler – M. Hofmann, Auer, Grahovac, Murg, Entrup, Malicsek, Wöber

Es fehlen: S. Hofmann, Traustason (beide im Aufbautraining), Jelic (Muskelbündelriss im Oberschenkel), Kuen (nach Beinoperation), Sonnleitner, S. Nutz, Tomi (alle nicht im Kader)