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Stephen Bannon ist neuer Chef der Wahlkampagne von Donald Trump.

Foto: Picturedesk / Danny Moloshok

Wenn es irgendwo brennt, sagen Kollegen, "dann ist Steve sicher mit einem Zündholz in der Nähe". Kritik an seinem Charakter soll das nicht sein – und Stephen "Steve" Bannon würde es als Lob für seinen Job als Chef der rechtskonservativen News-Seite "breitbart.com" verstehen.

An Bannons neuem Einsatzort brennt es lichterloh. Und weil Löschversuche in der Kampagne von Donald Trump am Charakter des Kandidaten gescheitert sind, soll er als Wahlkampfchef nun eine andere Strategie versuchen – und das Feuer stattdessen lenken.

Aufregerthemen mit einer Faktenbasis zu versehen, sodass sie auch in klassischen Medien Widerhall finden – das ist das jüngste Spezialgebiet des Mittsechzigers, dafür unterhält er einen teuren Thinktank in Tallahassee. Dort, so Bloomberg in einem Porträt, arbeiten ernste Sozialwissenschafter und Forensiker daran, jenes Körnchen Wahrheit für konservative Kampfthemen zu finden, das Holzhammerargumente Faktenchecks überstehen lässt.

Ziel werden meist Demokraten – schon bisher häufig Hillary Clinton –, aber auch Republikaner, die Bannon als Teil jenes Establishments sieht, das er zugleich für seine Zwecke nützt und aus tiefem Herzen ablehnt.

Reich mit Seinfeld

Erklärbar ist das aus seiner Biografie, einer paradoxen Folge von Erfolgen und Enttäuschungen: In ein demokratisches Elternhaus in Virginia geboren, arbeitet er sich in der Marine empor – bevor er aus Enttäuschung über Jimmy Carters Iran-Politik an die Wall Street wechselt. Dort wird er zum Banker bei Goldman Sachs, aber der Trend zur Spekulation Ende der 1980er-Jahre enttäuscht ihn.

Also geht er nach Hollywood, spezialisiert sich auf geistiges Eigentum und wird mit Anteilen an der Show Seinfeld reich, bevor er in den 2000ern zum Regisseur konservativer Biografien mutiert. Weil ihn auch die Politik von George W. Bush enttäuscht, dreht er bald Dokus über Sarah Palin und Das Erwachen der konservativen Frau. Schließlich wechselt er zu Breitbart, dessen mittlerweile verstorbener Gründer Andrew Breitbart ihn einmal "Leni Riefenstahl der Tea Party" nennt.

Ganz hat Bannon, dem Bekannte angenehme Umgangsformen attestierten, mit den US-Institutionen aber nicht gebrochen. In seinem Büro findet sich das Foto einer Soldatin, die stolz mit Gewehr auf einem früheren Thron Saddam Husseins posiert. Bannons Tochter Maureen wechselte von der Militär-Eliteschmiede West Point in den Irak-Kampfeinsatz. (Manuel Escher, 17.8.2016)