Um Asli Erdogan herrscht große Sorge.

Foto: Gürcan Öztürk

Istanbul/Graz – Die türkische Literatin Asli Erdogan ist in der Nacht auf Mittwoch in ihrer Wohnung in Istanbul verhaftet worden und gilt seither als verschwunden. In der internationalen Literaturszene herrscht große Sorge um den Verbleib der 1967 in Istanbul geborenen Erdogan, die immer wieder brisante Fälle thematisierte – und trotz Drucks damit weitermachte. Sie war auch im Beratungsrat der kurdischen Tageszeitung "Özgür Gündem", die erst kürzlich gerichtlich verboten worden ist. Yusuf Yesilöz, Autor und Präsident des Deutsch-Schweizer Pen-Zentrums, macht in einem Brief darauf aufmerksam, dass auch 23 Journalisten und Karikaturisten der Zeitung verhaftet worden sein sollen.

"Mehr Zufluchtsorte" gefordert

Erdogan war 2013 und 2014 "Writer in Exile" der Stadt Graz, wo man ihr Verschwinden am Donnerstag bestürzt aufgenommen hat. Die Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker von den Grünen forderte in einer Aussendung alle EU-Staaten dazu auf, "die zunehmende Bedrohung der Meinungsfreiheit in Europa als Anlass zu nehmen, sich für mehr finanziell abgesicherte Zufluchtsorte für verfolgte KünstlerInnen, JournalistInnen und LiteratInnen" einzusetzen.

Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin Erdogan hatte zunächst Physik und Informatik studiert und in den 1990er-Jahren, als sie im Schweizer Kernforschungszentrum Cern arbeitete, ihren ersten Roman geschrieben. Sie setzte sich immer wieder für die Rechte der Frauen und auch von Inhaftierten ein.

Petition

Die Solidaritätswelle für Asli Erdogan ist am Donnerstag stetig gewachsen. Türkische Schriftsteller wie Murathan Mangan, Burhan Sönmez oder Sehmuz Diken lancierten eine Petition. Am Freitag will man eine Pressekonferenz zu ihrer Verhaftung abhalten. (cms, 18.8.2016)