Der Panamakanal ist nur ein schwacher Abklatsch der Wassermassen, die einst Nord- und Südamerika voneinander trennten.

Foto: Aaron O'Dea

Panama City – Bevor der Mensch sie mit dem Panamakanal voneinander getrennt hat – glücklicherweise für Tiere und Pflanzen nicht unüberwindbar –, bildeten Nord- und Südamerika eine gemeinsame Landmasse. Geologisch gesehen war dieses Zusammensein aber nur eine kurze Phase, nachdem die beiden zuvor sehr viel länger Teil unterschiedlicher Superkontinente auf der Nord- und der Südhalbkugel waren und damit praktisch verschiedenen Welten angehörten.

Als sie schließlich, losgelöst von den ehemaligen Superkontinenten, miteinander kollidierten, hatte dies enorme Folgen: Zum einen den größten Faunenaustausch der Erdneuzeit, bei dem zahlreiche Tierarten von Norden her im bis dahin isolierten Südamerika einwanderten, während sich umgekehrt nur wenige Arten von dessen einzigartiger Fauna im Norden etablieren konnten. Zum anderen wird die Bildung des Doppelkontinents durch Veränderung der Meeres- und Luftströmungen als mitverantwortlich für den Beginn des Eiszeitalters angesehen.

Hypothese verworfen

Wann genau sich die beiden Kontinente miteinander verbanden, ist umstritten: Die meisten Schätzungen gingen davon aus, dass dies im Pliozän geschah, dem Zeitalter vor 5,3 bis 2,6 Millionen Jahren. In jüngerer Vergangenheit legten einige Studien aber nahe, dass sich das folgenreiche Ereignis schon viel früher zugetragen habe – möglicherweise schon vor 15 oder gar 23 Millionen Jahren. Eine Forschergruppe von 23 verschiedenen Instituten um Aaron O'Dea vom Smithsonian Tropical Research Institute (STRI) erteilte solchen Hypothesen nun in "Science Advances" eine Absage: Erst vor 2,8 Millionen habe sich der Zusammenschluss vollzogen.

Für ihre Datierung legen die Forscher eine Reihe unterschiedlicher Indizien vor, die zeitlich gut zusammenpassen: Bei Flachwasserbewohnern wie Sanddollars (eine Gruppe von Seeigeln) und Fischen auf der atlantischen und der karibischen Seite des Isthmus von Panama konnten Spuren genetischer Vermischung bis auf 3,2 Millionen Jahre zurückverfolgt werden. Tiefseesedimente weisen darauf hin, dass sich Oberflächenwasser aus Pazifik und Karibik bis vor 2,8 Millionen Jahren vermischt hat. Und massive Nord-Süd-Wanderungen von Landtieren setzten vor etwas mehr als 2,7 Millionen Jahren ein. (jdo, 19. 8. 2016)