Jenö Eisenberger, erfolgreicher Selfmademan und kenntnisreicher Sammler.

Foto: Verlag / Michael Rausch-Schott

Klimt und Schiele? "Die sind in meinen Augen mehr ein Bankbuch", sagte Jenö Eisenberger einmal. "Und warum soll ich angeben und mir einen Picasso kaufen? Aber Emil Jakob Schindler, Tina Blau, Carl Moll: Das ist österreichische Folklore." Stimmungsimpressionismus zu sammeln sei seine Art, Österreich Danke zu sagen.

Jenem Land also, in das der 1922 geborene Sohn ungarischer Juden nach dem Zweiten Weltkrieg als mittelloser Immigrant kam, der die Nazizeit im Budapester Untergrund, mitunter als Hitlerjunge verkleidet, überlebt hatte. Jenem Land, dessen Lebensmittelhandel er revolutionierte, als er 1961 den ersten Selbstbedienungsladen eröffnete und ihn – allen antisemitischen Anfeindungen von Konkurrenz und Medien zum Trotz – zur erfolgreichen Supermarktkette Löwa ausbaute. "Ich war, und ich glaube, es bleibt dabei, ich bin ein kleinbürgerlicher Lebensmittelhändler", war sein bescheidenes Resümee.

Es war seine Frau Vera (1934–2000), die sein Interesse für Kunst weckte. Doch zunächst legte der erfolgreiche Selfmademan eher Wert auf Quantität denn auf Qualität. "Bald", erinnerte er sich, "hatten wir an die hundert Bilder."

Erst als er bei einem befreundeten Kunsthändler zufällig auf seine späteren Lieblingskünstler Schindler, Blau und Moll stieß, erkannte er den Unterschied zwischen Meterflachware und Meisterwerken. Und er legte mit diesen Bildern den Grundstein für seine mehr als 1500 Werke umfassende Sammlung österreichischer und ungarischer Malerei des 19. Jahrhunderts, des Jugendstils, der Moderne. Eisenberger galt auch als profunder Kenner von Judaica der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Immer wieder duellierte er sich bei internationalen Auktionen mit dem späteren Museumsgründer Rudolf Leopold. Ein eigenes Museum schwebte Eisenberger nie vor; eine Zeit lang wollte er seine Sammlung als Dauerleihgabe einem österreichischen Museum überlassen, die Verhandlungen scheiterten aber.

2009 wurde er für seine Verdienste um die Kunst mit dem OscArt, einem Preis des österreichischen Kunsthandels, ausgezeichnet: Es war die längst fällige Anerkennung eines lebensklugen Kunstfreundes, bescheidenen Menschen und wichtigen Leihgebers und Partners internationaler Museen. Am 14. August ist er verstorben.

"Kein Mensch hat mir geholfen", sagte er einmal. "Der einzige Background, den ich habe, ist Glück. Und das hat mir noch nie geschadet." (Andrea Schurian, 19.8.2016)