Brief der Chefredakteurin Eva Komarek an die Leser vom Ende des "Wirtschaftsblatt".

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Wien – Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair antwortet den "Wirtschaftsblatt"-Mitarbeitern auf deren offenen Brief zum Ende der Tageszeitung am 2. September. Die Mitarbeiter appellierten an Mair sowie an die weiteren Vorstandsmitglieder Kurt Kribitz und Klaus Schweighofer, die Wirtschaftszeitung noch nicht einzustellen. Sie hoffen auf mögliche Investoren, die an der Übernahme der Zeitung interessiert sein könnten.

Mair antwortet nun, die Geschäftsführung habe mit "großer Sorgfalt und intensivem Einsatz Optionen in alle denkbaren Richtungen geprüft, um die Schließung des ,Wirtschaftsblatts' abzuwenden." Leider seien "alle diese Bemühungen, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt haben, ohne Erfolg geblieben. Selbstverständlich werden wir auch jene Angebote prüfen, die in der Folge der Kommunikation über die Schließung des 'Wirtschaftsblatts' an die Styria Media Group herangetragen wurden."

"Deutliche Verluste"

Mair bedankt sich bei den Mitarbeitern, weist "bei aller Emotion und auch Trauer, die Sie nun angesichts der Schließung des 'Wirtschaftsblatts' empfinden", darauf hin, "dass auch das Management in den vergangenen Jahren und Monaten nichts unversucht gelassen hat, um Österreichs einzige Wirtschaftstageszeitung in die Erfolgsspur zu bringen. Sie selbst wissen am besten, dass das 'Wirtschaftsblatt, auch in Zeiten, als die Marktbedingungen für diese Zeitung noch wesentlich besser waren, deutliche Verluste geschrieben hat. Die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens konnte seit der Gründung nur durch Maßnahmen der jeweiligen Eigentümer sichergestellt werden."

Der Verlust der letzten zehn Jahre beläuft sich auf 17 Millionen Euro, schreibt Mair. "Ein weiterer substanzieller Aderlass kann und darf, auch im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Styria Gruppe insgesamt, nicht weitergehen."

Regionalisierung und Eventschiene

Auf die Vorwürfe der Belegschaft, die Styria habe beim "Wirtschaftsblatt" nur auf Kostenersparnis, nicht aber auf Verkaufsförderung gesetzt, widerspricht Mair und führt "die Regionalisierung des Blattes sowie in den Aufbau einer Eventschiene –, um einen Turnaround zu schaffen." Die Initiativen hätten "zu einer Ergebnisverbesserung, leider aber zu keiner nachhaltigen Lösung des Problems geführt".

An den Betriebsrat wendet sich Mair ebenso: Dieser habe "nachweislich Kenntnis von der schwierigen Situation hatte und sehr wohl in die Lösungsfindung eingebunden war. Schuldzuweisungen tragen in der jetzigen Situation ebenso wenig zur Bewältigung bei wie Zurufe von außen."

Viele hätten das "Wirtschaftsblatt" unterstützen können

Dass in der Öffentlichkeit großes Bedauern über die Einstellung des Wirtschaftsblatts artikuliert werde, versteht Mair, weist aber darauf hin, "dass viele jener Personen, die sich nun etwa in den sozialen Medien zu Wort melden, in der Vergangenheit das 'Wirtschaftsblatt' als Abonnenten und Werbekunden hätten unterstützen können."

Mit den betroffenen Mitarbeitern werde sich die Styria um "gute, faire Lösungen" in einem Sozialplan bemühen. (red, 19.8.2016)