Das Europäische Forum Alpbach hat sich seit seiner Gründung verändert und streckt immer mehr seine Fühler über die Grenzen Europas aus. Das wird an der Anzahl der mehr als 700 Stipendiatinnen und Stipendiaten sichtbar, die von Aserbaidschan bis Simbabwe ihre Ideen im kleinen Alpendorf hörbar machen. Diese Internationalität sollte am International Evening zu Beginn der Seminarwoche gefeiert werden.
Beim Ausrufen aller Länder, aus denen Stipendiatinnen und Stipendiaten am Forum teilnehmen, stimmte die Menge in ein lautes Klatschen ein. Ein sich Erheben für das gemeinsame Europa hätte diese Liste der Nationalstaaten ergänzen können. Es bleibt zudem offen, ob der Applaus für eine Willkommenskultur über die Mauern des neuen Congresszentrums hinaushallen wird.
Tradition und Neues
Im zweiten Akt diente die Bühne der Vorstellung der unterschiedlichen Clubs und Initiativgruppen, die jedes Jahr mit Vollstipendien die Teilnahme am Forum Alpbach ermöglichen. Zum Thema Einheit, Diversität und Solidarität sollten die jungen Menschen in Teams diese Begriffe mit Ideen füllen. Während sich manche Clubs auf das Spiel mit Stereotypen einließen und beispielsweise Jodelgesänge neu interpretierten oder humorvoll Tradition mit Neuem verbanden, blieben einige mit nationalen Klischees beschäftigt.
Das Abspielen von Tourismusvideos, die Darbietung von Folkloretänzen und das Zeigen der Nationalflaggen nahm jenen Raum ein, der auch für eine kritischere Auseinandersetzung mit der eigenen Identität oder für mehr Kooperation zwischen den Clubs hätte genutzt werden können.
Europa, Region und Nationalstaat?
Obwohl sich viele Teilnehmende mit der Abendgestaltung zufrieden zeigten, stieß diese starke Besinnung auf die Region und den Nationalstaat auch auf Kritik. Wohin führt die Suche nach einem gemeinsamen Europa, in dem Diversität, Solidarität und Einheit nebeneinander bestehen können? Es liegt an den Teilnehmenden, im Rahmen des Forums und darüber hinausgehend Antworten auf diese Frage zu finden. (Judith Bauder, 22.8.2016)