Qualitätskontrolle im Verlagshaus Siloé. Hier werden Faksimiles des berühmt-berüchtigten Voynich-Manuskripts angefertigt.

Foto: APA/AFP/CESAR MANSO

Insgesamt gelangen 898 Kopien in den Handel, 300 wurden schon reserviert.

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Seiten aus dem Original.

Foto: beinecke rare book & manuscript library

Burgos – Wertvoller Geheimcode, uraltes Rätsel, unschätzbares Wissen – oder doch nur ein Witz? Das mysteriöse Voynich-Manuskript zieht Wissenschafter und Glücksritter schon seit seiner Entdeckung im Jahr 1912 in den Bann. Das Manuskript, bestehend aus 102 Blättern voller Abbildungen unbekannter Pflanzen, rätselhafter mechanischer Vorrichtungen und astronomischer Diagramme nebst merkwürdiger Frauenfiguren, konnte bis heute nicht entschlüsselt werden.

Der umfangreiche Text ist in einer nicht bekannten Schrift und Sprache verfasst. Während Materialuntersuchungen darauf hinweisen, dass das Dokument authentisch ist und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein muss, ist sein Inhalt nach wie vor vollkommen unbekannt. Es ist noch nicht einmal klar, ob es überhaupt über einen sinnvollen Inhalt verfügt.

Laut einem beiliegenden Dokument hatte Kaiser Rudolf II. das Manuskript jedenfalls einst für 600 Dukaten erworben. Benannt ist das Schriftstück nach Wilfrid Michael Voynich, der es 1912 im italienischen Frascati entdeckte. Heute befindet es sich im Besitz der Beinecke Bibliothek der Yale-Universität.

Stolzer Preis, limitierte Auflage

Nach jahrelangen Bemühungen erhielt nun ein kleiner spanischer Verlag die Erlaubnis, das berühmt-berüchtigte Dokument zu replizieren. Zwar hat die Yale University eine digitalisierte Version des Voynich-Manuskripts im Internet längst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht; Ein Faksimile des Dokuments in den eigenen Händen zu halten, sei damit jedoch völlig unvergleichbar, argumentierte Juan Jose Garcia, Direktor des kleinen Verlages Siloé.

"Allein es zu berühren, ist ein unbeschreibliches Erlebnis", so Garcia, "es ist ein Buch mit einer geheimnisvollen Aura". Geplant ist die originalgetreue Anfertigung von insgesamt 898 Kopien, der stolze Preis beträgt rund 7000 Euro pro Ausgabe. Etwa 300 Exemplare seien bereits vorbestellt.

Raymond Clemens, Kurator der Beinecke Bibliothek, sagte, man habe sich aufgrund der schieren Nachfrage für die Genehmigung entschieden. Das Interesse daran, das fragile Manuskript im Original zu inspizieren, sei enorm. "Nun können sich Bibliotheken und Museen weltweit eine Kopie anschaffen, und wir selbst können Faksimile zu Lehrzwecken außerhalb der Bibliothek verwenden." Und wer weiß, vielleicht gelingt ja dadurch eines Tages doch noch, das Rätsel zu lüften – oder einen Scherz zu entlarven. (red, 22. 8. 2016)