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Alexej Tschuwaschew checkt seine Prothesen. Der russische Ruderer gewann bei den Paralympics in London die Bronzemedaille. In Rio soll Gold folgen, aber dafür muss der CAS für Russland urteilen.

Foto: ap/morcenatti

Rio de Janeiro – Steigen die Paralympics mit oder ohne Russland? Diese Frage soll am Dienstag endgültig geklärt werden. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) hat das letzte Wort. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte Russlands Paralympics-Komitee (NPC Russia) vor zwei Wochen suspendiert. Damit wurden auch die Sportler von den Paralympics in Rio (7 bis 18. September) ausgeschlossen. Der Grund: Auch Behindertensportler sollen von staatlich gelenktem Doping in Russland profitiert haben. Das NPC Russia hatte Einspruch gegen den Bann eingelegt. Im Gegensatz zum IPC hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Ende Juli auf den Komplettausschluss verzichtet.

Die Chance auf eine Aufhebung des Banns ist intakt. Er sei "nur schwer durchzusetzen", sagte der deutsche Sportrechtsexperte Rainer Cherkeh. Allerdings: "Der CAS ist nicht berechenbar, und auch kapitale Fehlentscheidungen – egal in welche Richtung – sind dort denkbar", sagte der Jurist aus Hannover.

Dopingvorwürfe

Nach massiven Dopingvorwürfen im Report des unabhängigen Ermittlers Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte das IPC die Suspendierung damit begründet, dass Russland nicht die für eine Mitgliedschaft notwendigen Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf unternehme.

"Das System in Russland ist korrupt", sagte IPC-Präsident Philip Craven. Russland sei "nicht in der Lage, dem Anti-Doping-Code des IPC und dem Antidoping der Wada zu entsprechen". Das IPC hatte von McLaren die Namen von 35 Sportlern erhalten, die in Verbindung mit verschwundenen positiven Dopingproben aus dem Moskauer Kontrolllabor stehen sollen. Zudem hat der Dachverband 19 Dopingproben von den Winter-Paralympics 2014 in Sotschi zur Nachkontrolle geschickt, die im Verdacht stehen, ausgetauscht worden zu sein.

Den kommenden Paralympics droht auch insgesamt eine Blamage. Der Ticketverkauf läuft dramatisch schlecht – und es fehlt überall an Geld. "Noch nie in der 56-jährigen Geschichte der Paralympischen Spiele haben wir so schwierige Rahmenbedingungen erlebt wie hier", sagte Craven.

Zuschüsse zu den Reisekosten wurden nicht wie geplant überwiesen. Zudem gibt es Budgetkürzungen, weniger Personal und Einschränkungen beim Transportsystem in Rio. Mehr als 4000 Sportler und Sportlerinnen aus 165 Ländern werden sich in Rio um die Paralympics-Medaillen bemühen. Österreich entsendet 26 Athleten. Von den 2,4 Millionen Eintrittskarten sind erst rund zwölf Prozent verkauft. Es ist nicht absehbar, dass das Interesse noch signifikant steigen wird. In der Stadt wissen viele Bürger gar nicht, dass nach Olympia noch Paralympics anstehen. Die Regierung und die Stadt wollen 250 Millionen Reais (68 Millionen Euro) zusätzlich bereitstellen, um die Finanzlücke großteils zu schließen. Schon für Olympia musste der Staat mit einem Notkredit von 800 Millionen Euro helfen. Rio ist fast pleite, das Land steckt in einer tiefen Rezession.

Craven räumt ein, Brasilien sei von den Bedingungen her ein anderes Land als bei der Vergabe 2009. Die Spiele werden erstmals in mehr als 100 Ländern übertragen. Eigentlich ein tolles Werbefenster für den Behindertensport, Rio und Brasilien. Aber schon Olympia und die Negativschlagzeilen bescherten Rio nur bedingt Imagewerbung. (APA, red, 22.8.2016)