Mehr als die Hälfte von 463 Erfrischungsgetränken enthält zu viel Zucker, berichtet die Konsumentenschützer von Foodwatch. Die Organisation fordert nun auch eine Zuckersteuer.

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Berlin – Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk enthält nach Angaben der deutschen Verbraucherorganisation Foodwatch zu viel Zucker. Insgesamt wurden alle einschlägigen Produkte, die bei Lidl, Edeka und Rewe angeboten werden, analysiert. Bei insgesamt 463 untersuchten Softdrinks, Energydrinks, Fruchtsäften, Brausen und Eistees fanden sich in rund 60 Prozent der Produkte mehr als fünf Prozent Zucker, teilte Foodwatch am Mittwoch mit.

In mehr als einem Drittel (37 Prozent) der Flaschen und Dosen wiesen die Kontrolleure mehr als acht Prozent Zucker nach – das entspreche sechseinhalb Stück Würfelzucker auf 250 Milliliter. Lediglich 55 Getränke waren zuckerfrei, fast 90 Prozent davon enthielten jedoch Süßstoffe.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag zu konsumieren. Wer mehr als einen halben Liter eines Erfrischungsgetränks mit fünf Prozent Zucker zu sich nimmt, überschreitet diesen Wert bereits.

Zuckersteuer gefordert

Im Schnitt am meisten Zucker fanden die Tester in Energydrinks, am geringsten war der Anteil in sogenannten "Near-Water-Produkten" – also Wasser, das mit unterschiedlichen Geschmacksstoffen versetzt wird.

Besonders schlecht schnitten die Produkte des Herstellers PepsiCo ab. Acht von zehn Produkte mit dem größten Zuckergehalt stammen von diesem Getränkehersteller. Die größte Zuckerbombe war der Energy Drink "Rockstar Punched Energy + Guava" (von PepsiCo), der pro halben Liter 78 Gramm Zucker enthält – das entspricht rund 26 Würfelzucker und damit mehr als dem Dreifachen der empfohlenen Tagesmenge.

Zuckersteuer gefordert

Flüssiger Zucker in Form von Getränken erhöhe das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, sagt Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Leipzig bei der Vorstellung der Studie.

Foodwatch fordert deshalb eine Zucker-Abgabe für die Getränkeindustrie. Großbritannien will ab 2018 eine Zucker-Steuer einführen. So sollen weniger gesüßte Getränke in den Handel gelangen. Neben Großbritannien gibt es bereits in Frankreich, Belgien, Ungarn, Mexiko und den skandinavischen Ländern Zuckersteuern als Maßnahme gegen Fettleibigkeit vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Ferner fordern die Verbraucherschützer eine Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln in den Farben einer Ampel sowie eine gesetzliche Beschränkung der Werbung, die sich mit Spielzeugbeigaben oder Comicfiguren speziell an Kinder richtet. (red, APA, dpa, Reuters, 24.8.2016)