Eines der wichtigsten Softwareprojekte unserer Zeit feiert Geburtstag. Exakt vor 25 Jahren, am 25. August 1991, hat Linus Torvalds in einer Newsgroup-Nachricht die Entwicklung eines neuen Betriebssystems bekannt gegeben: Eine Art freie Variante von Minix sollte es werden, bloß ein Hobbyprojekt, nichts Professionelles, versicherte Torvalds in der Ankündigung.
Rascher Aufstieg
Doch die Geschichte hatte anderes mit Torvalds Experiment vor: Linux sollte in den folgenden Jahren einen rasanten Aufstieg hinlegen. Bald scharten sich Dutzende Entwickler um das Projekt, nach einigen frühen Testversionen folgte im Dezember 1992 dann die erste Ausgabe des Linux-Kernels (0.99), die unter der freien Lizenz GPL veröffentlicht wurde. Ein Schritt, den Torvalds später als "die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe" bezeichnen sollte. Garantiert diese doch, dass jegliche Änderungen am Code auch wieder als Open Source veröffentlicht werden und so dem Projekt zurückgegeben werden müssen.
Praktisch gleichzeitig entstehen die ersten Linux-Distributionen, die den Kernel mit anderen freien Software-Komponenten zu einem vollständigen Betriebssystem kombinieren. Die älteste davon, die derzeit noch existiert, ist Slackware, von dem bereits 1993 die erste Version veröffentlicht wurde, Ende des selben Jahres folgte dann auch das bekanntere Debian.
Hype-Phase
Ende der Neunziger Jahre kam dann der erste große Hype: Unternehmen begannen sich für Linux zu interessieren – allen voran IBM, Compaq und Oracle. So mancher TV-Bericht war die Folge, in dem Linux vor allem als große neuer Konkurrent für Windows am Desktop präsentiert wurde.
Ironischerweise ist es genau der Desktop auf dem Linux bis dato der Erfolg verwehrt blieb. Ansonsten ist das Betriebssystem mittlerweile praktisch aus keinem Bereich mehr wegzudenken. Vom WLAN-Router bis zum Fernseher, vom Smartphone bis zum Server: Überall dort hat Linux längst eine dominante Position eingenommen.
Android
Die größte Erfolgsgeschichte der letzten Jahre bescherte dabei Google dem freien Betriebssystem: Das Linux-basierte Android ist aktuellen Zahlen zufolge auf mehr als 85 Prozent aller neu verkauften Smartphones zu finden. Und der Markttrend scheint hier sogar noch weiter nach oben zu zeigen. Alleine durch Android befindet sich Linux in den Händen von mehr als 1,4 Milliarden Nutzern.
Dass an Linux kein Weg vorbeiführt, musste mittlerweile auch der langjährige Erzfeind der Open-Source-Bewegung anerkennen. Ausgerechnet Microsoft, das vor einigen Jahren Linux noch als "Krebsgeschwür" bezeichnete, liefert mittlerweile selbst ein Linux-Subsystem in Windows 10 aus. Ziel sind hier vor allem Entwickler, die von Cloud-Systemen, in denen Linux omnipräsent ist, gewisse Tools gewöhnt sind. Und hier passt sich Microsoft lieber der Realität an, als zuzulassen, dass Entwickler zu anderen Systemen abwandern.
Ein Ende des Linux-Erfolgs ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil zeichnet sich ab, dass das freie Betriebssystem auch in neuen Bereichen wie dem "Internet der Dinge" die dominante Rolle einnehmen wird. Für die kommenden 25 Jahre gibt es also noch jede Menge zu tun – und vielleicht wird es irgendwann dann ja auch noch was mit dem Desktop. (Andreas Proschofsky, 25.8.2016)