Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

So sicher und einfach zu warten, wie kein zweites Desktop-Betriebssystem – die Stärken von Chrome OS sind weitgehend unbestritten, und haben der Google Software zuletzt zu einem beachtenswerten Erfolg verholfen: Im ersten Quartal 2016 wurden in den USA erstmals mehr Chromebooks verkauft als Rechner mit Apples OS X. Genährt wird dieser Erfolg vor allem aus dem Bildungs- und Unternehmensbereich, im Consumer-Markt spielen Chromebooks hingegen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Dies will Google natürlich ändern, mit gehöriger Unterstützung aus einer anderen Abteilung des Unternehmens läutet man den Angriff auf die Windows-Dominanz ein.

Chrome OS erhält Android-Support – und dies gleich samt der Anbindung an den Play Store. Wer eines der unterstützten Chromebooks besitzt, bekommt also von einem Tag auf den anderen Zugriff auf mehr als eine Million Apps. So zumindest das Versprechen Googles, das im Folgenden einer ausführlichen Prüfung unterzogen werden soll.

Android trifft Chrome OS – in diesem Fall auf einem Chromebook Pixel (2015)
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Testlauf

Voraussetzung ist die Nutzung des Beta- oder Developer Channels von Chrome OS. Vorab muss dabei eines gleich klar gemacht werden: Als "stabil" ist der Android-Support derzeit noch nicht zu bezeichnen, bis es soweit ist, hat Google noch einiges zu tun, vor allem was die Verschränkung zwischen Android und Chrome OS anbelangt – aber dazu mehr im Verlaufe des Artikels. Zudem steht der Android-Support momentan nur drei Chromebooks zur Verfügung: Googles eigenem Chromebook Pixel (2015), dem Asus Chromebook Flip sowie dem Acer Chromebook R11 / C738T. Zahlreiche weitere Geräte sollen in den kommenden Wochen und Monaten folgen, eine Liste, welche Devices Android-Support erhalten werden, gibt es in einem Support-Eintrag. Wir haben den aktuellen Stand mit Googles Laptop getestet.

Nach dem Update auf die passende Version – der Wechsel auf einen der Testkanäle kann über die Systemeinstellungen von Chrome OS erfolgen – wird das Einrichten des Play Stores umgehend angeboten. Für die Nutzer geht dies so einfach, wie man sich es nur vorstellen kann, mit ein paar Klicks ist hier alles erledigt. Die Google-Account-Daten werden einfach direkt von Chrome OS übernommen.

Die richtige Hardware vorausgesetzt, bietet Google nach dem Update die Installation des Play Stores an. Diese können aber natürlich auch ablehnen, wenn sie auf die Android-Unterstützung lieber verzichten wollen.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Schlanke Basis

Von Haus aus präsentiert sich das Android-System für Chrome OS als äußerst schlank, neben dem eigentlich System sind also nur einige wenige Apps vorinstalliert, und auch diese wurden nur deswegen automatisch eingerichtet, da sie zentrale Systemdienste (etwa das Android Webview, das Apps benötigen, um Webinhalte einzubetten) liefern. Eine Ausnahme macht Google für seine Play-Games-App, die beim Aufspüren passender Spiele helfen soll.

Angesichts dieser Voraussetzungen ist der nächste logische Schritt jener zum Play Store, um zusätzliche Apps zu installieren, und mal auszuprobieren was geht – und was eben nicht. Dabei gilt es zunächst die logischen Beschränkungen zu beachten: All die Apps, die Hardware benötigen, die bei einem Chromebook nicht vorhanden ist, laufen natürlich nicht. Dazu zählen Telefonie-Apps oder auch Programme die einen Fingerabdrucksensor oder NFC benötigen.

Die bedeutendste Einschränkung dürfte aber wohl der Bildschirm sein: Verlangt eine App zwingend ein Touch-Display, geht dies natürlich nicht mit einem Chromebook ohne entsprechende Hardware. Google hat in dieser Hinsicht einen recht simplen Vorschlag für App-Entwickler: Diese sollen ein Touch-Display nur dann zwingend verlangen, wenn es wirklich nicht anders geht. Der allergrößte Teil der Android-Apps ließe sich hingegen auch problemlos mit Maus und Tastatur bedienen, so die Argumentation. Derzeit ist dieses Problem allerdings ohnehin theoretischer Natur, da alle aktuell Android unterstützenden Chromebooks ein Touch-Display aufweisen. Für die Zukunft will Google zudem mit den Hardwareherstellern zusammenarbeiten, um Chromebooks mit zusätzlichen Sensoren auszustatten, die bei Smartphones und Tablets zur Standardausstattung gehören.

Seite an Seite: Der Chrome OS Dateimanager und der Play Store zur Installation von Android Apps.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

App-Highlights

Aber schon jetzt ergibt sich ein breites Angebot von kompatiblen Anwendungen. Von Microsoft-Programmen wie Word oder Outlook über Adobe Photoshop Lightroom, all die gewohnten Google-Apps bis zu zahllosen Spielen reicht hier die Palette. Und zwar alle mit einem Feature, für dessen Fehlen Chrome OS gerne kritisiert wurde: Offline-Support. Sie funktionieren also allesamt auch ohne eine aktive Internetanbindung. Noch spannender ist ein anderer Blickpunkt: Durch den Android-Support bekommt Chrome OS einige Anwendungen, die es sonst für keinen anderen Desktop gibt. Gerade die Liste jener Spiele, die bisher "mobile only" waren, ist erklecklich. Und wer will kann damit auch erstmals einen anderen Browser wie Firefox oder Opera unter Chrome OS einsetzen.

Aber selbst bei Google-Diensten ist man manchmal besser mit der Android-App als mit dem zugehörigen Web-Service bedient. So erweisen sich etwa die Android-Apps von Google Play Books oder Google Calendar als echter Gewinn für die Nutzer dieser Services. Die gewohnten Links auf Webseiten und Android-Apps werden übrigens im Chrome-OS-Launcher direkt nebeneinander präsentiert, die Unterscheidung ist aber zum Glück recht einfach: Die Icons der Webdienste sind zusätzlich mit einem kleinen Chrome-Emblem versehen.

Google Play Books gehört zu jenen Android-Apps, die am Chromebook die deutlich bessere Wahl sind als der zugehörige Web-Service.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Was derzeit an Android-Apps unter Chrome OS geboten wird, ist freilich erst ein früher Vorgeschmack. So richtig interessant könnte es dann werden, wenn Drittentwickler beginnen, ihre Programme gezielt für die Desktop-Nutzung zu optimieren, oder gar exklusiv für solche Geräte zu entwickeln. Dass es in einem relevanten Ausmaß dazu kommt, ist natürlich keineswegs fix, was damit theoretisch möglich werden könnte, demonstriert aber der kanadische Softwarehersteller Codeweavers. Dessen (auf Basis des freien Wine entwickeltes) Crossover for Android soll künftig die Nutzung von Windows-Programmen unter Chrome OS ermöglichen. Eine – sehr frühe Alpha-Version – davon gibt es bereits, die tatsächlich bereits einige Programme wie Steam oder den Adobe Photoshop ausführen kann – wenn dabei auch derzeit längst noch nicht alles funktioniert.

Darstellung

Android-Programme unter Chrome OS zum Laufen zu bekommen, ist natürlich nur ein Teil des Entwicklungsaufwands, gilt es doch auch das Zusammenspiel mit dem restlichen System zu organisieren. In der aktuellen Version unterliegt der Android-Support dabei noch einigen Beschränkungen, die wichtigste: Apps können nur in drei unterschiedlichen Größen dargestellt werden. Es gibt also eine Porträt-Ansicht, eine Landscape-Darstellung (die Default-Wahl) und einen Modus, in dem das Fenster den gesamten Bildschirm einnimmt. Zwischen diesen Varianten kann über Knöpfe in der Titelzeile des jeweiligen Fensters gewählt werden, wobei je nach App nicht notwendigerweise alle Optionen zur Verfügung stehen. Gerade für Spiele mag zudem die Variante interessant sein, stattdessen in den Fullscreen-Modus zu wechseln.

Android 7.0 wird viel ändern

Diese Beschränkungen ergeben sich daraus, dass das Android Framework von Chrome OS derzeit noch auf Android 6.0 "Marshmallow" aufsetzt, das keine Unterstützung für frei vergrößerbare Fenster bietet. Besserung ist allerdings in Sicht: Mit dem kommenden Android 7.0 wird nämlich genau dies unter dem Namen "Freeform Windows Mode" eingeführt. Und Google hat bereits angekündigt das Android Framework für Chrome OS auf "Nougat" aktualisieren zu wollen. Dann sollten sich Android-Fenster unter Chrome OS also komplett frei in ihrer Größe verändern lassen, wie es von einem Desktop zu erwarten ist – zumindest wenn sich Google vor dem Update nicht doch noch umbesinnt.

Apps können entweder in der Landscape-Ansicht (entspricht in etwa einem Tablet) oder Porträt-Darstellung (äquivalent zum Smartphone) angezeigt werden. Der Wechsel erfolgt über einen Menüpunkt in der Titelzeile. Alternativ lassen sich die Fenster auch maximieren.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Verschmelzung zweier Betriebssysteme

Doch auch jetzt klappt die Android-Integration bereits erfreulich gut. Vor allem Programme, die sich an die Design-Richtlinien von Google halten und Tablet-Nutzer mitgedacht haben, funktionieren am Desktop tadellos. So läuft etwa das Spiel Alto's Adventure selbst im Fullscreen-Modus hervorragend auf dem Chromebook, während man sich bei Skyforce 2014 fix mit einem kleinen Fenster zufriedengeben muss.

Dies kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es derzeit noch das eine oder andere grundlegende Usability-Problem gibt, etwa das Fehlen eines zentralen Zurück-Knopfs unter Chrome OS, wie er bei Android Teil der Systemnavigation ist. Dies umgeht Google – begrenzt elegant – in dem ein solcher Knopf in der Titelzeile jeder App hinzugefügt wird. Auch ist der Fullscreen-Knopf so mancher App jetzt irreführend, da er dann etwa bei Youtube einfach nur die Videoansicht auf das ganze Fenster ausdehnt und nicht wirklich den gesamten Bildschirm einnimmt.

Android-Benachrichtigungen am Chrome-OS-Desktop.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Die Integration von Android-Benachrichtigungen ist hingegen bereits recht weit gediehen. Eingehende Nachrichten werden schlicht in der Chrome-OS-Nachrichtenzentrale dargestellt. Copy und Paste zwischen den beiden Welten funktioniert ebenfalls tadellos, auf Drag & Drop zwischen mehreren Android-Apps muss man hingegen ebenfalls bis zum Update auf Android 7.0 warten.

Sehr gut gefällt die Verzahnung des Sharing-Systems von Android mit Chrome OS. Auf diese Weise können dann Links im Chrome-OS-Browser direkt an Android Apps weitergereicht werden, um etwa einen Video-Stream mit dem Android-VLC anzuzeigen. Dabei können mittlerweile auch Android-Apps als Default für gewisse Links definiert werden, so dass etwa beim Anklicken eines Youtube-Videos die Android-App geöffnet wird – wenn man das will. Zudem verbindet sich das Ganze mit dem Kontextmenü von Chrome OS, womit beispielsweise lokal gespeicherte Bilder direkt im File Manager an eine Android-Bildbearbeitung weitergereicht werden können.

Dateien können von Chrome OS an Android-Apps weitergereicht werden, und zwar sowohl aus dem Browser als auch dem Dateimanager.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Einstellungen

Etwas umständlich ist derzeit noch der Zugriff auf die Android-Einstellungen gelöst: Diese sind über einen Eintrag in den Chrome-OS-Settings zu erreichen. Aber auch da zeigt sich bereits, wohin die Reise geht, bietet Google doch an dieser Stelle nur das Notwendigste an. Zahlreiche Bereiche – etwa für Netzwerk, Bildschirm und Sound – wurden gestrichen, da diese ohnehin von Chrome OS übernommen werden. Bei anderen Kategorien findet man wiederum nur einen kleinen Teil der Optionen, die bei Android-Smartphones vorhanden sind. Langfristig ist davon auszugehen, dass die beiden Einstellungsbereiche für Android und Chrome OS miteinander verschmolzen werden, passenderweise werden die Chrome-OS-Settings ohnehin gerade vollkommen neu gestaltet.

Baustelle

Ganz allgemein zeigt sich, dass der Android-Support derzeit einer intensiven Weiterentwicklung unterliegt. So gab es etwa in den ersten Testversionen noch grundlegende Einschränkungen beim Netzwerk-Support, die unter anderem verhinderten, dass Google Cast aus Android-Apps heraus funktionierte. Mittlerweile wurde dies bereinigt. Auch die Möglichkeit Default-Apps festzulegen und Benachrichtigungen von gerade nicht geöffneten Programmen darzustellen, ist noch ziemlich neu.

Ein anderer Punkt ist derzeit hingegen noch offen, nämlich wie die Verschmelzung der Dateisysteme langfristig gelöst wird. Immerhin bietet Chrome OS seinen Nutzern bislang nur einen einzelnen Download-Folder an. Android nutzt aber zusätzlich noch einige andere lokale Verzeichnisse, auf all die aus dem Chrome-OS-Dateimanager derzeit nicht zugegriffen werden kann. Die eingeschränkte Art des Multitaskings unter Android stellt derzeit ebenfalls noch ein Problem dar, immerhin werden hier Fenster die im Hintergrund sind automatisch pausiert – und das kann an am Desktop bei Aufgaben wie dem Abspielen von Videos schnell mal mühsam werden.

Microsofts Outlook-App funktioniert auch am Chromebook, auch wenn die Nutzung mit Maus und Tastatur nicht optimal ist, hier ist beispielsweise Gmail schon wesentlich weiter.
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Technische Details

Ebenso spannend wie die Möglichkeiten durch den Android-Support ist die technische Umsetzung desselben. So mancher Leser wird sich noch daran erinnern können, dass Google schon seit geraumer Zeit mit Android-Unterstützung experimentiert. Mit der Android Runtime for Chrome (ARC) konnten mit etwas Bastelei schon jetzt diverse Apps zum Laufen gebracht werden. Das war zwar nicht perfekt, mit einigen Programmen ließen sich damit aber schon ganz gute Ergebnisse erzielen.

Die jetzige Android-Unterstützung hat damit allerdings nicht das Geringste zu tun. Während ARC auf Googles Browser-Technologie Native Client aufgesetzt hat, setzt Google nun deutlich weiter unten im Betriebssystem an. Das Android Framework läuft – vereinfacht gesprochen – in einem eigenen Container direkt auf Basis des Linux-Kernels. Dies hat eine Reihe von entscheidenden Vorteilen. Einerseits entsteht dadurch kein Performance-Overhead, da Android direkten Zugriff auf die System-Ressourcen von Chrome OS hat. Zudem läuft dabei ein "echtes" Android Framework, wodurch hundertprozentige Kompatibilität hergestellt werden kann. Google umschreibt den Aufbau so, dass man eine Art Abstraktionsebene eingezogen hat, die Grafik, Sound und I/O des Host-Systems nutzen kann, und auf der dann das Android-System läuft. Tatsächlich erweist sich Android unter Chrome OS als äußert flott. Die Apps sind alle praktisch umgehend gestartet und laufen mindestens so schnell wie auf aktuellen Top-Tablets – was angesichts der starken Hardware des Chromebook Pixel (2015) allerdings auch erwartet werden darf.

Sicherheitsvorteil

Aus einer Sicherheitsperspektive ist diese Art der Umsetzung ebenfalls durchaus interessant. Bedeutet dies doch, dass alle Android-Aktivitäten vom restlichen System isoliert laufen. In Kombination mit der ohnehin schon sehr sicher gestalteten Chrome-OS-Basis ergeben sich so durchaus relevante Vorteile gegenüber einem klassischen Android-System.

Dank Android-Support lässt sich unter Android nun auch ein anderer Browser verwenden, im Bild Firefox.
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Das beste Feature erwähnt Google aber nur am Rande: Das Android Framework wird nämlich ebenso wie Chrome OS selbst alle paar Wochen automatisch aktualisiert – und zwar direkt von Google. Somit sind alle Chromebooks immer auf dem aktuellsten Android-Stand. De facto erhalten damit sämtliche unterstützten Chromebooks – und zwar egal von welchem Hersteller – einen Android-Support, wie ihn sonst nur Nexus-Geräte erhalten. Dies allerdings mit dem Unterschied, dass Chromebooks von Haus aus mit fünf Jahren deutlich länger supportet werden. Google will übrigens nicht nur Sicherheitsupdates bieten, sondern – wie oben bereits angedeutet – auch auf neue Android-Generationen wechseln.

Für alle Entwickler, die künftig gezielt Android-Apps für den Desktop erstellen wollen, bedeutet dies, dass sie immer auf allen Geräten die gleichen – und neueste – Funktionen des Betriebssystems nutzen können. Ein Zustand, von dem die Nutzer bei Smartphones und Tabets mit Android nicht einmal zu träumen wagen, wie die Verbreitungszahlen einzelner Versionen des Betriebssystems Monat für Monat belegen.

Kein Open Source

Allerdings gibt es auch einen Punkt, der an dem Aufbau weniger gefällt. Das Android Framework für Chrome OS ist derzeit nämlich nicht Open Source, und laut Google hat man vorerst auch keine Pläne diesen Umstand zu ändern. Warum man sich zu dieser Beschränkung entschieden hat, erläutert das Unternehmen dabei nicht. Die Konsequenz daraus ist allerdings, dass das Android-Framework nur auf von Google abgesegneten Rechnern laufen wird, und nicht auf Dritthersteller-Lösungen wie CloudReady – zumindest nicht ohne etwas Bastelarbeit oder einen Deal mit dem Hersteller.

Auch Benchmark-Tools laufen bereits, und liefern – angesichts der Hardware wenig überraschend – sehr gut Werte. Im Bild Geekbench 4. An sich liefen alle getesteten Android-Apps sehr flott auf dem Chromebook Pixel (2015).
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Die manuelle Installation von Android-Paketen – also jenseits des Play Stores – ist unter Chrome OS ebenfalls möglich – allerdings mit einer zusätzlichen Voraussetzung: Das Gerät muss sich dafür im Developer Mode befinden. Diesen Schritt sollten die Nutzer allerdings nicht all zu leichtfertig vornehmen, werden dabei doch zentrale Schutzfunktionen von Chrome OS deaktiviert.

Einschätzung zum aktuellen Stand

Bleibt zum Abschluss die Frage: Wie schlägt sich das Zusammenspiel von Android und Chrome OS in der Realität? Darauf lautet die ehrlich Antwort: Hängt vom jeweiligen Programm und dem eigenen Gerät ab. Viele Android-Apps sind auf einen Touchscreen ausgerichtet, wer einen solchen in seinem Chromebook hat, ist also deutlich im Vorteil. Ohne sieht es bei manchen Programmen hingegen eher bitter aus. Nicht zuletzt deswegen richtet sich Google auch an die Entwickler, und die Message ist dabei die selbe, die man auch schon mit der Preview von Android zu vermitteln versucht hat: Künftig muss der Desktop-Support in der Entwicklung mitgedacht werden. Das heißt nicht zuletzt auf Maus und Tastaturnutzung Rücksicht zu nehmen und auch nicht fix davon ausgehen, dass jedes Gerät einen Touchscreen aufweist.

Aber auch sonst gibt es noch einige offen Fragen: So ist etwa der lokale Speicherplatz der Chromebooks bisher üblicherweise stark begrenzt, mit der Kombination beider Betriebssysteme könnte es bei manchen Geräten hier schnell eng werden. Auch muss sich erst in der längeren Nutzung zeigen, wie die Abgrenzung zwischen Web und Android funktioniert. Bisher hat Google einige Web-Anwendungen unter Chrome OS "vorinstalliert" für die es auch Android-Apps gibt, und die oft mächtiger sind. Wie wird man sich hier in Zukunft entscheiden? Und wie hilft man den Nutzern die jeweils perfekte Option für sich selbst zu finden ohne Verwirrung auszulösen? Also etwa zwischen der Android- und der Web-Version von Google Docs zu wählen. Und welche Rolle soll künftig der Chrome Webstore in all dem spielen?

Wie oben bereits an einigen Stellen erwähnt, funktioniert zudem noch nicht alles so, wie es schlussendlich sollte, um ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen den beiden Betriebssystemen zu gewährleisten. Manches ist noch gar nicht implementiert anderes noch Stückwerk. Und an der Stabilität gilt es auch noch zu arbeiten, die eine oder andere App stürzt gerne mal ab und reißt dann den gesamten Desktop mit. Aber das ist natürlich von einer noch recht frühen Preview-Version, um die es sich aktuell handelt, auch nicht anders zu erwarten.

Eines der Spiele, die tadellos unter Chrome OS funktionieren: Alto's Adventure.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Ausblick

Trotz all dieser Bedenken lässt es sich nicht anders sagen: Google hat mit dem Android-Support für Chrome OS eine beeindruckende Grundlage gelegt, die die Tür in Richtung Desktop weit aufstößt. Ob die Nutzer diese Angebot schlussendlich annehmen werden, ist damit natürlich noch nicht gesagt, aber wenn die Kinderkrankheit einmal ausgeräumt sind, könnte Chrome OS samt Android-Unterstützung zumindest für jene, die nicht von spezifischen Profi-Anwendungen für Windows abhängig sind, zu einer ernsthaften Alternative werden. (Andreas Proschofsky, 15.9.2016)