Abflug in Wien – der erste Teil des Institutsteams bricht nach Nepal auf.

Foto: Martina Haselberger

Bei der Wiederaufstellung der Löwensäule am Durbar Square im April dieses Jahres packten nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen mit an.

Foto: Kathmandu Valley Preservation Trust (KVPT)

Die Restaurierung der umgestürzten Königssäule vor dem Palast ist einer der Schwerpunkte unserer Restaurierkampagne 2016.

Foto: Institut für Konservierung, Universität für angewandte Kunst Wien

In diesem Jahr muss wieder ein Großteil des benötigten Materials und Gerätschaft aus Österreich mitgenommen werden.

Foto: Martina Haselberger

Auch ich verstaue Material für den Einsatz in Nepal in meinem Gepäck. Nach zwei Restaurierkampagnen habe ich darin bereits Erfahrung.

Foto: Martina Haselberger

Damit der Kran die Einzelteile der Königssäule besser anheben kann, haben wir Holzbalken unter diese gelegt.

Foto: Institut für Konservierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Ein Sprichwort sagt: "Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen." Ich sage: Wenn jemand eine Reise vorbereitet, gibt es ebenso viel zu berichten. Besonders wenn die Reise 13 Restauratoren und Restauratorinnen nach Nepal führt, um dort Erdbebenhilfe für Kulturgüter zu leisten. Vor wenigen Tagen ist der erste Teil unseres Teams – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Studierende des Instituts für Konservierung und Restaurierung – in Nepal angekommen. Fast ein Jahr haben wir gemeinsam mit unserer Institutschefin Gabriela Krist an der Planung und Vorbereitung des Einsatzes 2016 gearbeitet. Es ist unser Beitrag zur Erdbebenhilfe in Nepal.

Für mich ist es heuer die dritte Restaurierkampagne. Meine Kolleginnen und mein Kollege sind im Vergleich dazu alte Hasen, alle bereits seit Beginn unserer Tätigkeiten in Nepal mit dabei. Für sechs unserer sieben Studenten und Studentinnen ist es jedoch der erste Einsatz in Nepal. Einige haben sich schon Monate vor Arbeitsbeginn auf eine Warteliste setzen lassen, denn wir können jedes Jahr nur wenige Studierende mitnehmen. Die Plätze sind begehrt, denn wann erhält man schon die Chance, nach Nepal zu reisen und dort zu restaurieren?

Ein Team wird zusammengestellt

Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit und Flexibilität sind wichtig. Letztendlich entscheiden die geplanten Projekte, wer und wie viele gebraucht werden. Nachdem wir heuer an fünf unterschiedlichen Projekten parallel arbeiten, stellten wir ein entsprechend großes Team zusammen. Im Februar war ich in Vertretung von Institutschefin Krist noch einmal für einige Tage in Patan, um letzte Details mit unseren nepalesischen Partnern zu besprechen ... und dann kam doch alles anders als geplant.

Planung, Umplanung, Neuplanung

Noch im März war die Wiederaufstellung der während des Erdbebens eingestürzten Löwensäule am Durbar Square in Patan für unsere heurige Arbeitskampagne vorgesehen. Im vergangenen Jahr haben wir die gebrochenen und beschädigten Einzelteile dieser Säule für den Wiederaufbau vorbereitet – der Säulenschaft wurde verklebt, fehlende Teile ergänzt und die feuervergoldete Löwenskulptur restauriert.

Im April erreichte uns dann eine E-Mail des Kathmandu Valley Preservation Trust (KVPT): Die Säule wurde bereits anlässlich des Jahrestages des Erdbebens, also am 25. April, wieder aufgestellt. Ohne uns. Auch gut. Wir disponierten kurzerhand um und werden uns heuer mit der zweiten am Durbar Square eingestürzten Säule, der des Königs Yoganarendra, beschäftigen.

Dreizehnmal Wien–Kathmandu–Wien, bitte

"Wieder einmal ein Flug nach Kathmandu?", begrüßt mich der Mitarbeiter im Reisebüro. "Dreizehnmal, bitte", überrasche ich ihn. "Wie immer möglichst wenige Zwischenstopps und viel Freigepäck." Denn wir müssen in diesem Jahr 70 Kilogramm an Material und Gerätschaft nach Nepal mitnehmen. Im vergangenen Jahr konnten wir pro Person noch zwei Gepäckstücke aufgeben, heuer leider nur mehr eines, pro Person sind lediglich 30 Kilogramm zulässig.

Das heißt: Bohrmaschine, Stichsäge, Ultraschallmessgerät und Kleinwerkzeug müssen gemeinsam mit Kleidung und was man sonst auf Reisen mitnimmt in den Rucksäcken und Koffern verstaut werden. Meistens geht es sich irgendwie aus, man sollte nur nicht Skalpelle ins Handgepäck stecken. Warum wir so viel an Material und Werkzeug aus Österreich mitnehmen und nicht vor Ort kaufen? Das meiste ist in Nepal einfach nicht oder nur in mangelhafter Qualität verfügbar. Der im nepalesischen Baumarkt gekaufte Bohrer überlebte nur eine knappe Stunde.

Impfmarathon und die Frage nach der Tollwut

Einige Wochen vor Antritt der Reise steht dann noch der obligatorische Besuch beim Arzt des Vertrauens oder dem Tropeninstitut an. Nach dem Einkauf von diversen Medikamenten, Antibiotika, Salben und sehr viel Mückenspray folgt ein wahrer Impfmarathon. Besonders für jene, die das erste Mal dabei sind.

Für mich stellte sich heuer nur wieder die Frage nach der Tollwutimpfung. Die Ärzte sind sich wie immer uneinig. Die vielen streunenden Hunde in Nepal sind auf jeden Fall ein Risiko. Vor allem nachts, wenn sie sich zu Rudeln zusammenrotten und durch die dunklen Gassen Patans streunen. Aus einem Bauchgefühl heraus habe ich mich in diesem Jahr für die drei Tollwutspritzen entschieden.

Start der Restaurierkampagne mit einem Autokran

Die lange Vorbereitung hat sich gelohnt. Der heurige Arbeitseinsatz ist gut angelaufen, auch wenn wir noch mit dem Jetlag zu kämpfen haben. Arbeitsplätze wurden bereits eingerichtet und die Studierenden mit den Projekten vertraut gemacht.

Nun ist ein Autokran bestellt, mit dem wir die einzelnen tonnenschweren Teile der Königssäule auf dem Durbar Square bewegen werden. Wir sind gespannt, ob er es durch die engen Gassen Patans auch wirklich bis zu seinem Einsatzort schafft. Drücken Sie uns die Daumen, wir werden in unserem nächsten Blogbeitrag von unserem Arbeitsfortschritt berichten. (Martina Haselberger, 26.8.2016)