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Silicon Austria" nennt sich eine mit 80 Millionen Euro dotierte Initiative des Bundes, mit dem die Forschung für Elektronik und Mikroelektronik angekurbelt werden soll.
Alpbach – Unweit des großzügig erweiterten Alpbacher Kongresszentrums stehen Tiroler Kinder bei einem Stand und verkaufen kleine Melonenstücke und Kuchen um Centpreise. Sie sammeln für eine "Weltreise", auf die sie, wenn sie einmal erwachsen sind, gehen wollen. Ein schönes, großes Ziel wie dieses hat auch die heimische Wissenschafts- und Forschungspolitik vor Augen – zumindest seit der Forschungsstrategie der Bundesregierung von 2011. Österreich will bis 2020 Innovation-Leader werden und 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Technologieentwicklung ausgeben.
Manch einem Beobachter stehen am Weg zum Ziel (derzeit liegt die Quote bei etwa drei Prozent) zu viele Verkaufsstände mit kleinen Melonenstücken und Kuchen. Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), kritisierte am Mittwoch das "Klein-Klein" der Förderpolitik und forderte ein Gesamtkonzept.
80 Millionen Euro
Einzelinitiativen standen dennoch auch heuer wieder im Zentrum der Alpbacher Technologiegespräche. Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) stellte das verhältnismäßig größte Stück vor. "Silicon Austria" ist eine mit 80 Millionen Euro dotierte neue Förderinitiative, die Forschung für Elektronik- und Mikroelektronik puschen soll. 50 Millionen Euro davon sind für ein neues Forschungszentrum geplant, das 2017 starten und von der Industrie kofinanziert werden soll. Die übrigen 30 Millionen werden für vier Stiftungsprofessuren und eine Pilotfabrik zur Verfügung gestellt.
Gute Basis für Elektronik
Österreich habe im Bereich Elektronik und Mikroelektronik, den Zukunftsfeldern aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, eine gute Basis, sagte Leichtfried: 180 Unternehmen mit 63.0000 Mitarbeitern würden einen Umsatz von 80 Milliarden Euro erwirtschaften. Zum Vergleich: Die wichtigsten Unternehmen im namensgebenden Silicon Valley erzielen zusammen dreistellige Milliardenbeträge jährlich.
Geringe Mittel
Vertreter der österreichischen Industrie lobten die Initiative als Chance, betonten aber auch, dass die zugesagten Mittel im internationalen Vergleich eher gering seien. Man müsse daher einen Fokus im Auge haben, was der Verkehrsminister wohl auch so sieht. "Wir wollen weg von der Verzettelung."
Der Fokus von Harald Mahrer (ÖVP), Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, liegt auf der Open-Innovation-Strategie, die Erste ihrer Art in Europa. Es geht dabei um Wissen und Ideen, die zwischen Wissenschaft, Bürgern und Wirtschaft ausgetauscht werden sollen.
Ein Kernstück dieser Strategie ist ein neues Institut der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, das sich dem Thema widmet: Das "Lab for Open Innovation in Science" wird am 11. Oktober eröffnet und soll Open-Innovation-Methoden an Forscher weitergeben. Die Mittel dafür – zwei Millionen Euro in drei Jahren – kommen von der Nationalstiftung.
Arbeitswelt ändert sich mit
Mahrer selbst meinte, dass die Politik angesichts laufender Herausforderungen wie etwa des digitalen Wandels der Arbeitswelt schneller agieren müsse. Er wünschte sich mehr Mut. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) kündigte die Strategie "Digital Skills" für die österreichischen Schulen an. Dabei gehe es nicht nur um die Ausstattung mit Laptops, sondern auch um die Aus- und Weiterbildung der Lehrer und um die Auseinandersetzung mit Auswirkungen des digitalen Zeitalters: Ethische Fragen müssten dabei diskutiert werden. Stichwort: Hasspostings.
Hammerschmid zeigte sich überzeugt, dass der Unterricht neu erfunden werden müsse. Man sollte anhand von Themenstrecken wie Klimawandel unterrichten und die Schüler auch mit Fähigkeiten vertraut machen, die man in einer unsicheren Zukunft brauche. Entrepreneurship zum Beispiel. (Peter Illetschko, 26.8.2016)