John Kerry in Jeddah

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Von einem Luftangriff getroffene Ärzte-ohne-Grenzen-Klinik in Abs, Nordjemen

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Jeddah – Trotz vieler toter Zivilisten bei Luftangriffen im Jemen haben die USA ihre Unterstützung des Kurses Saudi-Arabiens in dem Bürgerkriegsland bekräftigt. Das militärische Vorgehen des Königreiches sei auch eine Antwort auf die Gewalt aus dem bitterarmen Nachbarland, sagte US-Außenminister John Kerry am Donnerstag im saudischen Jeddah.

"Wir verstehen, dass das Königreich Saudi-Arabien auf sehr reale Bedrohungen an seiner Grenze antwortet", sagte Kerry. Von jemenitischem Gebiet aus abgefeuerte Raketen töteten Bürger des Landes.

"Extrem vorsichtige" Luftangriffe

Kerry äußerte sich besorgt über Berichte zu einer Vielzahl ziviler Opfer bei Luftangriffen der saudisch geführten Allianz. "Die Regierung [Saudi-Arabiens] hat sich bereit erklärt, die beunruhigenden Berichte zu prüfen, die wir alle sehen, um weitere Tragödien in Zukunft zu vermeiden." Kerrys saudischer Amtskollege Adel al-Jubeir betonte, dass Saudi-Arabien bei seinen Luftangriffen "extrem vorsichtig" vorgehe und jeder Bericht zu zivilen Opfern geprüft werde.

Die Angriffe des Bündnisses sunnitischer Monarchien hatten im März 2015 begonnen und richten sich gegen schiitische Houthi-Rebellen. Sie trafen immer wieder auch humanitäre Einrichtungen, Märkte oder auch Hochzeitsgesellschaften. Viele Unbeteiligte wurden dabei getötet. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte kürzlich ihr Personal aus dem Norden des Landes abgezogen und als Gründe "willkürliche Bombardements" und "unzuverlässige Zusicherungen" des Militärbündnisses angeführt.

Kerry für Einheitsregierung

Kerry sprach sich für die Bildung einer Einheitsregierung im Jemen ausgesprochen. Dies müsse Teil einer Vereinbarung zur Beendigung der Kämpfe in dem Land sein, sagte Kerry am Donnerstag in der saudi-arabischen Hafenstadt Jeddah.

Er habe mit den arabischen Golfstaaten und den Vereinten Nationen eine Wiederbelebung der Friedensgespräche mit dem Ziel vereinbart, eine Einheitsregierung in Jemen zu schaffen.

Die Friedensgespräche waren Anfang August gescheitert. Die mit dem Iran verbündeten Houthi-Milizen beschossen daraufhin wieder das nördliche Nachbarland Saudi-Arabien, das zur Unterstützung des von den Houthi-Rebellen vertriebenen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi militärisch in den Konflikt eingegriffen hat. In den seit 18 Monaten anhaltenden Auseinandersetzungen flogen Kampfflugzeuge Saudi-Arabiens und anderer Staaten Tausende Luftangriffe auf Ziele in Jemen. Die UNO kritisiert, dass dabei zahlreiche Zivilisten getötet wurden.

Kerry forderte von den Houthis, sie müssten den Beschuss Saudi-Arabiens einstellen, ihre Truppen aus der Hauptstadt Sanaa abziehen, ihre schweren Waffen abgeben und sich an einer Regierung der nationalen Einheit mit ihren politischen Gegnern beteiligen.

Die von den Houthis gestürzte Regierung bestand bisher darauf, dass die Rebellen vor einer Teilnahme an einer Regierung alle anderen Forderungen erfüllt haben müssen. Kerry schlug nun vor, dass die Schritte parallel erfolgen könnten: "Wir sind übereingekommen, neu an die Verhandlungen heranzugehen, indem zweigleisig Sicherheits- und politische Fragen geklärt werden, um eine umfassende Lösung zu erreichen." (APA, dpa, 25.8.2016)