Zürich – Tamedia-Boss Christoph Tonini erwartet sich Synergien vom Neuzugang unter den Gratiszeitungen, der österreichischen Gratiszeitung "Heute". "Netzwerkeffekte" heißt moderner, was Tonini von seinen Pendlerzeitungen in der Schweiz, Dänemark, Luxemburg und nun auch Österreich erhofft.

Es gehe um Technologie und Knowhow, sagte Tonini bei der Präsentation der Tamedia-Halbjahresergebnisse. In sechs Monaten soll die "20 Minuten"-App auch in Österreich und in Dänemark zum Einsatz kommen.

Aber auch Inhalte ließen sich mehrfachverwerten, zitiert der Schweizer Branchendienst persoenlich.com Tonini: Einen inhaltlichen 1:1-Austausch könne sich der CEO zum Beispiel bei People-Meldungen gut vorstellen.

Ähnlich positioniert wie "20 Minuten"

In drei bis vier Jahren soll "Heute" laut Tonini ähnlich positioniert sein wie "20 Minuten" in der Schweiz. "Heute" ist derzeit laut Mediaanalyse auf dem Wiener Zeitungsmarkt Nummer eins, österreichweit Nummer zwei hinter der "Krone". Heute.at liegt nach Tagesreichweite (in der Gesamtbevölkerung) laut ÖWA Plus 1/2016 auf Platz 20 aller dort vertretenen Angebote (Dach und Einzel), auf Monatsbasis auf Rang 13. "20 Minuten" ist reichweitenstärkste Tageszeitung in der Schweiz, seine Onlineplattform liegt nach Unique Usern (pro Monat) laut Netmetrix auf Platz zwei hinter local.ch.

Das digitale Angebot von "20 Minuten" bringe Tamedia ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum, hieß es bei der Präsentation der Bilanz.

Gewinnrückgang um ein Fünftel

Der Gewinn der Tamedia ist im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel eingebrochen – unter anderem wegen eines Sonderfaktors. Unter dem Strich erzielte Tamedia ein Ergebnis von 55,8 Millionen Franken (51,2 Millionen Euro). Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf 504 Millionen Franken. Den Rückgang beim Ergebnis erklärt Tamedia mit weiter rückläufigen Printwerbeerlösen, allerdings habe im Vorjahr auch ein Beteiligungsverkauf zum damaligen Ergebnis beigetragen.

Tamedia habe erstmals mehr als die Hälfte seines Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) mit dem digitalen Angebot erzielt, hieß es. Die Investitionen in digitale Geschäftsmodelle und digitale publizistische Angebote zahlten sich aus, wird Tonini zitiert.

Die Tamedia-Gruppe hat 25,5 Prozent an der Gratiszeitung "Heute" und mit 51 Prozent die Mehrheit an der Digitalgesellschaft des österreichischen Verlags übernommen, der bisher mehrheitlich Eva Dichand gehört hatte. Der Vollzug des Einstiegs ist nach soeben erfolgter Zustimmung durch die Bundeswettbewerbsbehörde gegen Ende des dritten Quartals 2016 vorgesehen. (red, APA, 26.8.2016)