Der grüne Abgeordnete Michel Reimon setzt auf elterliche Autorität, um Hassposter abzuschrecken

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Der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon hat sich nach einem Hassposting an die Mutter von dessen Verfasser gewandt. "Ihr Sohn schickt mir auf Facebook rechtsradikale Todesdrohungen", schrieb Reimon, "vielleicht können sie auf ihn einwirken." Er hatte die Frau auf Facebook identifiziert und durch die Kontaktaufnahme eine probate Methode gesehen, um nicht sofort die Polizei einzuschalten. Der Hassposter hatte Reimon zuvor gedroht, dass nach Wahlsiegen von Hofer und Trump solche "unnützen Parasiten wie Sie mit Sprengstoffgürteln ausgestattet nach Syrien geschickt" würden.

Lieber Mutter als Polizei

Auf Anfrage des STANDARD sagt Reimon, dass die Mutter des Hassposting-Verfassers die Nachricht wahrscheinlich noch nicht gelesen und jedenfalls noch nicht reagiert hat. Er hofft, mit der Kontaktaufnahme, die er anonymisiert auf Facebook publik machte, für Abschreckung zu sorgen. "Ich hoffe ja, dass die Autoritären noch Autoritäten haben", schrieb Reimon in einem Beitrag auf Facebook.

Die Methode, dem Hassposter bekannte Personen über dessen Aktivitäten zu informieren, ist im Kampf gegen Beleidigungen und Drohungen mittlerweile ein probates Mittel geworden. Im Zuge der "GamerGate"-Kampagne, bei der es zu zahlreichen frauenfeindlichen Hasspostings kam, informierte eine Spielejournalistin ebenfalls Mütter von Hasspostern über die Drohungen ihrer Söhne.

Methode aus "GamerGate"

"Manchmal drohen mir junge Burschen mit Vergewaltigung, deshalb habe ich angefangen, das ihren Müttern zu zeigen", schrieb Alanah Pearce auf Twitter. Aber auch Arbeitgeber wurden von "Hassposting-Jägern" über Aktivitäten ihrer Angestellten informiert. Das sorgte im Netz für zahlreiche Kontroversen, da manche Hassposter wegen ihrer Social Media-Aktivitäten entlassen wurden.

Grüne Initiative gegen Hass im Netz

Die Grünen haben den Kampf gegen Hass im Netz zu einem ihrer Themenschwerpunkte gemacht. Der Parlamentsklub der Grünen ist gegen zahlreiche frauenfeindliche Postings, etwa gegen Grünen-Chefin Eva Glawischnig, vorgegangen. Vor einigen Wochen präsentierte diese gemeinsam mit Justizsprecher Albert Steinhauser Ideen für eine Gesetzesnovelle, durch die Minderheiten und Frauen besser vor Beleidigungen und Drohungen im Netz geschützt würden. (fsc, 26.8.2016)