Eine Frau steht vor Trümmern in der Stadt Amatrice, einem beliebten Ferienort, der besonders vom Beben getroffen wurde.

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Vom historischen Stadtzentrum Amatrices ist praktisch kaum noch etwas übrig.

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Auch das italienische Militär hilft bei den Aufräumarbeiten – hier in Rio, einem Dorf nahe Amatrice.

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Arquata del Tronto/Rom – Der Ort Amatrice, Epizentrum des schwereren Erdbebens in Mittelitalien, ist am Freitag in der Früh erneut von starken Nachbeben erschüttert worden. Vor dem Erdstoß um 6.36 Uhr, dessen Magnitude der Zivilschutz vor Ort mit 4,8 angab, waren zwei etwas schwächere Beben registriert worden. Rettungseinheiten befürchten nun weitere Einstürze, die die Bergungsarbeiten erschweren würden. Die Stadt wurde abgeriegelt. Bei dem verheerendsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte Italiens sind mindestens 278 Menschen ums Leben gekommen und weitere rund 400 verletzt worden.

In mehreren Ortschaften in Zentralitalien wurden zudem jahrhundertealte kulturhistorische Bauwerke beschädigt oder zerstört. Mit Drohnen, Hubschraubern, Spürhunden und bloßen Händen: Feuerwehrleute, Militärs und ehrenamtliche Helfer sind rund um die Uhr im Einsatz, um Vermisste aus den Trümmern zu befreien.

Notstand ausgerufen

Nach dem verheerenden Erdbeben in Italien mit mindestens 267 Toten hat die Regierung den Notstand ausgerufen und einen Tag nationaler Trauer angeordnet. Am Samstag sollen alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Gedenken an die Hunderten Opfer landesweit auf Halbmast gesetzt werden.

Der Ministerrat gab bei einer Krisensitzung am späten Donnerstagabend die ersten 50 Millionen Euro für die Unterstützung der Menschen frei, die vielfach alles verloren haben und vor den Ruinen ihrer Existenz stehen. Damit soll Erdbebenopfern in den betroffenen Regionen schnell und unbürokratisch geholfen werden.

Präventionsplan angekündigt

Regierungschef Matteo Renzi hat einen Präventionsplan angekündigt. Er sagte nach einem Kabinettstreffen am Donnerstagabend, Italien brauche eine Vision, die sich nicht nur auf den Umgang mit Notsituationen beschränke. Nötig sei ein Präventionsplan für Erdbeben, fügte er hinzu.

Renzi räumte ein, dass die Sicherung alter Gebäude in Italien, das eine Reihe von Welterbestätten beherbergt, keine leichte Sache sei. Die historischen Zentren vieler Städte könnten nicht einfach "dem Erdboden gleichgemacht" werden. Es gebe aber durchaus moderne Technologien zum besseren Schutz der Gebäude.

Zerstörte historische Gebäude

Nach Angaben von Kulturminister Dario Franceschini wurden bei dem Erdbeben 293 historische Gebäude beschädigt oder zerstört, darunter viele Kirchen und Paläste aus dem Mittelalter. Besonders schwer von dem Beben getroffen wurde der beliebte Ferienort Amatrice, der vom Kulturministerium auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens geführt wird. Vom historischen Stadtzentrum ist praktisch kaum noch etwas übrig. So wurde etwa die 1428 gebaute Kirche San'Agostini komplett zerstört.

Angst vor Plünderungen

Die Polizei hat nun einen Mann wegen Plünderung festgenommen. Er war dabei, in eine beschädigte Wohnung einzubrechen. Er leistete Widerstand und verletzte einen Polizisten mit einem Schraubenzieher. Der vorbestrafte 45-Jährige wurde durchsucht, berichtete die Polizei. Er ist den Behörden wegen Drogenhandel und Waffenbesitz bekannt und wurde in eine Strafanstalt in der Stadt Rieti geführt.

Aus Angst vor Plünderungen wollen viele Obdachlose im Erdbebengebiet ihre Wohnungen nicht verlassen. Viele von ihnen übernachteten in ihren Autos vor ihren beschädigten Häusern. (APA, 26.8.2016)