Wien – Es wird eine harte Woche, soviel lässt sich sagen. Vor allem für die 66 Kolleginnen und Kollegen vom "Wirtschaftsblatt", denen der Mutterkonzern Styria für kommenden Freitag das Ende ihrer Tageszeitung avisiert hat.

Ende voriger Woche legten die offenbar zwei Interessentengruppen ihre Angebote, eine davon mit einem höchstrangigen Kämmerer an Bord. Die Gespräche sollen sich freilich eher zäh gestalten.

Das liegt nicht allein an ein, zwei Paragrafen aus dem Jahr 1920, die den Kauf von Zeitungen verteuern können, aber auch: Paragraf 8 des Journalistengesetzes sagt: Käufer können Redakteure ein Monat nach Übernahme kündigen. Dann steht ihnen allerdings "außer dem für die Kündigung anfallenden Entgelt" noch eine Entschädigung zu. Und zwar ein volles Jahresgehalt, wenn der Journalist oder die Journalistin weniger als fünf Jahre dabei war. Ab fünf Jahren gibt es eineinhalb Jahresgehälter Entschädigung, und für jede weiteren angefangenen fünf Jahre ein halbes Jahresgehalt. Kündigt der Käufer nicht binnen eines Monats, muss er den Redakteur jedenfalls ein Jahr behalten.

Kann ein Redakteur glaubhaft machen, dass die Zeitung mit dem Kauf die politische Richtung wechselt (Paragraf 10 Journalistengesetz), dann kann der Redakteur nach dem Kauf kündigen. Und bekommt dann dieselben Entschädigungen wie nach Paragraf 8 – von einem Jahresgehalt aufwärts.

Das Styria-Management soll gegenüber den Interessentengruppen eher zurückhaltend aufgetreten sein. Konkrete Preisvorstellungen überließ sie dem Vernehmen nach den Bietern, aber ein paar Millionen sollten es dem Vernehmen nach schon sein.

Die Woche wird zeigen, was das "Wirtschaftsblatt" den Interessenten wert ist. Einer davon überraschte gleich nach dem Einstellungsaviso der Styria mit einem besonders raschen Appell zur Weiterführung: Christoph Leitl, Präsident jener Wirtschaftskammer, die bis zur Styria-Übernahme 1999 maßgeblich an der "Wirtschaftsblatt"-Schwester "Die Presse" beteiligt war.

Leitl soll – privat – ernsthaft über eine Übernahme verhandeln. In einer Investorengruppe um den Welser Unternehmer Peter Panholzer, von dessen Interesse die "Salzburger Nachrichten" berichtet haben. Gegenüber "Profil" dementiert Wirtschaftskammer-Sprecher Rupert Haberson Beteiligungsinteressen seines Chefs Leitl.

Freitag machten die Mitarbeiter ihre schon länger gewälzten Übernahme-Pläne quasi offiziell: Die Belegschaft des "Wirtschaftsblatt" beschloss, über eine Übernahme der Zeitung zu verhandeln. Das könnte immerhin die Risiken des Journalistengesetzes ein wenig mildern.

Nur noch knapp eine Arbeitswoche bleibt bis zum 2. September.

Mitarbeiter und Investoren verhandeln. Damit das "Wirtschaftsblatt" nicht am 2. September verschwindet.
Foto: APA/HANS PUNZ

Casting für die neue Medienbehörde

Um die Jobs der Medienbehörde KommAustria geht es schon am 31. August: Die Sechsjahresverträge der fünf Mitglieder Michael Ogris (Vorsitzender), Florian Philapitsch (Stellvertreter), Susanne Lackner, Michael Truppe und Martina Hohensinn stehen zur Verlängerung an. Die Damen und Herren laden üblicherweise Radio- und Fernseh-Lizenzwerber und andere Klienten zur mündlichen Verhandlung. Nun lädt das Kanzleramt zur Abwechslung sie zu einem Hearing. Es geht um einiges für Österreichs Medienbranche.

Die KommAustria vergibt die Lizenzen für Privatsender und kann sie auch entziehen, sie kontrolliert, ob sie, ihre Inhalte und ihre Werbung dem Gesetz entsprechen. Die KommAustria verteilt die Presseförderung unter Österreichs Zeitungen und sammelt und veröffentlicht jene Beträge, die öffentliche Stellen als Werbung bei Österreichs Medien buchen.

Die KommAustria kontrolliert zudem den ORF – und entscheidet etwa, ob seine Programme und Inhalte dem ORF-Gesetz entsprechen, ob er all seine Frequenzen tatsächlich braucht, ob die Rundfunkgebühren seinen Leistungen entsprechen (im Herbst steht der nächste Gebührenantrag an), ob er sie gesetzeskonform verwendet (sonst kann sie Gebühren abschöpfen), und ob der ORF seine Werberegeln einhält. Verletzt der ORF das Gesetz besonders hartnäckig und hält sich nicht an die Vorgaben der KommAustria, kann die Behörde sogar den ORF-Generaldirektor absetzen. Apropos ...

Fünf Menschen, die der Medienbranche einiges zu sagen haben (von links): Michael Ogris, Martina Hohensinn, Florian Philapitsch, Susanne Lackner und Michael Truppe. Die bisherige Besetzung der Medienbehörde KommAustria.
Foto: Christof Wagner / RTR

Da wären noch ein paar Jobfragen im ORF

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz kommt diese Woche aus dem Post-Wahlkampf-Urlaub zurück, aus Sardinien, hört man, an den Ausweich-Schreibtisch im Süd-Eck des Küniglbergs. Seinen eigenen Vertrag ab 2017 konnte er am 9. August noch einmal mit knapper Mehrheit im Stiftungsrat sichern. Nun muss er sich bis 15. September um sein Direktorenteam kümmern. Das verspricht bis dahin gerüchte- und spekulationsreiche Tage.

Da orakeln spekulationserfahrene Küniglberg-Kenner wieder intensiver, ob Wrabetz' Gegenkandidat um den Generalsjob nicht vielleicht doch im ORF bleiben könnte. "Nur Gerüchte", heißt es dazu aus Grasls Umfeld. Immerhin: Grasl war Wrabetz' Urlaubsvertreter als ORF-General in allen Fragen, die nicht das Programm betrafen. In Sachen Programm war in diesen Tagen Fernsehdirektorin Kathrin Zechner vertretungsweise ORF-Generaldirektorin.

Spekuliert wird auch munter etwa über: Was wird nun eigentlich aus dem Online-Verantwortlichen Thomas Prantner, wo die FPÖ einerseits für Grasl und nicht für Wrabetz gestimmt hat, und die Blauen andererseits ohnehin den General so rasch wie möglich mit einem neuen ORF-Gesetz loswerden wollen, wie ihr Stiftungsrat Norbert Steger nicht nur andeutete?

Beim künftigen Radiodirektor auf Zeit hat Wrabetz den Kreis der Verdächtigen schon auf die drei Senderchefs eingeengt, wenn er im Urlaub nicht doch auf neue Ideen kam.

Aber nicht nur über Personen wird Wrabetz in diesen Tagen wohl reden müssen. Erklärungsbedarf hat etwa auch die Direktion fürs Fernsehen: Die Ausschreibung klingt nach kaum veränderten Kompetenzen, aber was passiert, wenn Channel Manager und Channel-Chefredakteure kommen – und wenn sie kommen, wann kommen sie mit welchen Kompetenzen?

Wer wird Direktor – und wofür ist er oder sie dann eigentlich zuständig? Der neue alte ORF-Generaldirektor, frisch aus dem Urlaub, hat einigen (Er)klärungsbedarf.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Fete, Förderung und mehr als 50 Firmen: ein Fellner-Jubiläum mit Neustart

Am 1. September, eigentlich schon am 31. August, wird "Österreich" seine ersten zehn Jahre im gleichnamigen Zeitungsmarkt hinter sich gebracht haben. Eine überaus interessante Zeit voller Wetterkatastrophen, Weltuntergänge, detailreich dargestellter Bankräuberhosen, nach Wahrnehmung von Interviewpartnern nie (oder jedenfalls so nie) stattgefundener Interviews, voller ganz besonderer Werbeverkaufstechniken, voller privater und vor allem auch öffentlicher Werbegelder (allein seit 2012 jedenfalls mehr als 50 Millionen Euro) und voller Firmen und Stiftungen selbst für einzelne Ressorts und fast jede Regung der Zeitung und anderer Medien der Gruppe.

Ein Wirtschaftsjournalist hat sich im Frühjahr die Zeit genommen, alle Firmen um "Österreich" aufzulisten und in ein paar Organigramme und Eigentümerkreise zu sortieren. Er kam auf mehr als 50 Firmen, mit allen erdenklichen, jedenfalls gut übers Jahr verteilten Bilanzstichtagen.

Nur ein paar Monate später gibt es schon wieder neue Gesellschaften: Für ihr Fernsehprojekt (Oe24TV) gründeten die Fellners eine A.Digital 2026 GmbH, was immerhin auf eine Zehnjahresperspektive hindeutet, sie gehört derzeit laut Firmenbuch zu 100 Prozent Niki Fellner, dem ältesten Sohn von Wolfgang Fellner. Und sie gründeten eine (offenbar operative) A.Digital Errichtungs- und Beteiligungs GmbH im Besitz der Mediengruppe Österreich, Niki Fellners, seines Onkels Helmuth Fellner und eben der A.Digital 2026.

Oe24TV soll am 26. September starten, die Rundfunkregulierung RTR förderte schon mit 450.000 Euro. Bis zum Senderstart vertagt die sonst sehr eilige Zeitung "Österreich" auch ihre Zehnjahresfete im Vienna Hyatt. Nicht ausgeschlossen freilich, dass sich Branchenkollegen schon in der kommende Woche mit Geburtstagsgeschenken einstellen, über die sich die Beschenkten gemeinhin nicht nur freuen. Bleiben Sie dran.

Das nächste Projekt nach vielen, vielen in den zehn ersten Jahren Zeitung (und den Jahrzehnten davor): Wolfgang Fellner mit Sohn und Kompagnon Niki Fellner.
Foto: APA/JOHANNES KERNMAYER

Die Etat-Wochenschau

Die Etat-Wochenschau widmet sich sehr subjektiv ausgewählten, absehbaren Ereignissen der neuen Woche, ganz ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Kommenden Freitag zum Beispiel endet eine Konsultation der Medienbehörde, die erste Rahmenbedingungen für Digitalradio (DAB+) abstecken soll. Im Frühjahr 2017 will die Behörde ja aus dem Testbetrieb Ernst machen und die technische Plattform für Digitalradio ausschreiben. Aber das führt über die nächsten sieben Tage doch ein Stück hinaus. (Harald Fidler, 29.8.2016)